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Tausende trotzten am Nationalfeiertag der Kälte

Trotz der Kälte sind auch am heurigen Nationalfeiertag tausende Schaulustige in die Wiener Innestadt gepilgert. Die Leistungsschau des Bundesheers am Heldenplatz, wo vor der versammelten Staatsspitze rund 1.400 Rekruten angelobt wurden, lockte rund 500.000 Menschen.

Auch das Parlament freute sich über reges Besucherinteresse. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) ließ beim Sonderministerrat anlässlich des Nationalfeiertags den Dauerstreit in der Koalition nicht unerwähnt. Er forderte von seiner Regierung „gemeinsame Lösungen“ ein.

Zentrales Thema am Nationalfeiertag war die Neutralität. Bundespräsident Heinz Fischer betonte in seiner Fernseh-Rede, dass die österreichische Neutralität vom neuen EU-Vertrag „unberührt“ bleibe. Auch „Sorgen“ über die Auswirkungen der EU auf Österreich trat er entgegen. Die Fragen, ob die EU-Mitgliedschaft die österreichische Identität aushöhlen, unsere Wirtschaftskraft schwächen oder unsere Demokratie schädigen könnte, könne er „mit guten Argumenten verneinen“, sagte Fischer. (Für die Passagen aus Fischers Ansprache gilt eine SPERRFRIST bis 19:30 Uhr)

Ein klares Bekenntnis zur Neutralität kam auch von Bundeskanzler Gusenbauer. Diese sei eine „unverzichtbare außen- und sicherheitspolitische Grundlage Österreichs. Es ist mir daher wichtig, klarzustellen, dass wir die Menschen in dieser Frage nicht verunsichern dürfen“, meinte er in Anspielung auf die ÖVP-Perspektivengruppe, die eine Debatte über die Abschaffung der Neutralität ausgelöst hatte.

Seine zerstrittene Regierungsmannschaft forderte er – nicht ohne sanfte Spitzen gegen die ÖVP – zu einem Miteinander auf. Es solle nicht um die „starre Durchsetzung eigener Vorstellungen gehen, sondern um das Finden von gemeinsamen Lösungen“. Gusenbauer warb dabei indirekt für die gemeineinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Um „Chancengleichheit und Fairness“ in der Gesellschaft zu schaffen, benötige man Schulen und Bildungseinrichtungen, „die allen die Chance auf eine bestmögliche Zukunft eröffnen“, so Gusenbauer. Auf dieses Thema spielte in einer Aussendung auch Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) an. „Die Freiheit der Menschen selbst zu entscheiden setzt voraus, dass Eigenverantwortung und die Möglichkeiten zur Auswahl gestärkt werden“, bekräftigte der ÖVP-Obmann die Position seiner Partei.

Zu Wort meldete sich auch die Opposition. Grünen-Chef Alexander Van der Bellen erneuerte seine Forderung nach einem Bleiberecht für lange in Österreich lebende und gut integrierte Ausländer. FPÖ-Frontmann Heinz-Christian Strache und BZÖ-Obmann Peter Westenthaler bekräftigten den Wunsch ihrer Parteien nach einer Volksabstimmung bzw. Volksbefragung über den EU-Reformvertrag.

Eröffnet wurden die Feierlichkeiten mit Kranzniederlegungen in der Krypta am Äußeren Burgtor. Nach dem Sonderministerrat wurden am Heldenplatz 1.400 Rekruten aus Wien und Niederösterreich angelobt. Einmalig an der heurigen Veranstellung war die Anwesenheit von drei Mitgliedern der Schweizergarde, die anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Garde in Wien nach Österreich gekommen waren.

Aufgrund des trüben und nasskalten Wetters und wohl auch wegen der „ungünstigen“ Terminlage des Nationalfeiertages als Beginn eines verlängerten Wochenendes konnte die Heeresleistungsschau am Heldenplatz die Vorjahreszahl an Besuchern nicht toppen. Insgesamt rund 500.000 Gäste hatten sich im Lauf des Tages von der einen oder anderen Attraktion der Landesverteidiger locken lassen, als Publikumsmagnete erwiesen sich einmal mehr die Angelobung, der Eurofighter und die Blackhawk-Hubschrauber. Im Vorjahr waren rund 650.000 Menschen gezählt worden.

Der Tradition entsprechend gab es am Nachmittag für die Bevölkerung die Gelegenheit, Bundespräsident Fischer, die Regierungsmitglieder sowie die österreichischen Parlamentarier näher zu bestaunen. Die Hofburg, die Ministerien und das Parlament luden wieder zu einem „Tag der offenen Tür“ ein. Im Hohen Haus gab erstmals Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S) die Gastgeberin. Erstmalig hat auch die SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße ihre Pforten geöffnet. Am Abend besuchen die Staatsrepräsentanten in Eisenstadt das „Konzert für Österreich“.

Ein weiterer Höhepunkt des Nationalfeiertags war die Seligsprechung des von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpfers Franz Jägerstätter in Linz. An die 60 Familienmitglieder, 27 Bischöfe und Kardinäle aus dem In- und Ausland sowie Personen des öffentlichen Lebens und Jägerstätters 94-jährige Witwe Franziska feierten mit rund 5.000 Gläubigen im Mariendom.

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