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Tausende Mitarbeiter für Ernte und Agrarproduktion gesucht

Köstinger und Aschbacher informierten über die aktuelle Lage.
Köstinger und Aschbacher informierten über die aktuelle Lage. ©APA/Helmut Fohringer
Am Freitag gab Landwirtschaftsministerin Köstinger bekannt, dass rund 5.000 Erntehelfer und tausende Mitarbeiter in der Lebensmittelindustrie gesucht werden.

Während die Zahl der arbeitslos Gemeldeten steigt, werden 5.000 Erntehelfer und tausende Mitarbeiter in der Lebensmittelindustrie, darunter 9.000 in der Fleischverarbeitung, gesucht, sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Arbeitsministerin Christine Aschbacher (beide ÖVP) am Freitag im Bundeskanzleramt in Wien.

Der Bedarf an Arbeitskräften steige permanent, da durch die Grenzschließungen oder aus Angst vor Ansteckungen viele Arbeitnehmer aus den osteuropäischen Nachbarländern nicht mehr zur Verfügung stünden. Aber mit dem fortschreitenden Frühling steige der Bedarf in der Landwirtschaft von Woche zu Woche. "Wir wollen nicht, dass die Ernte auf den Feldern verrottet", warb Köstinger um viele Erntehelfer.

Erntehelfer gesucht, Jobs in Lebensmittelindustrie frei

Dringend gesucht werden auch Fachpersonal aus der Gastronomie für die Fleischverarbeitung, Menschen mit Lkw-Führerschein, Helfer in der Verpackungsindustrie oder als Regalschlichter.

Zur Vermittlung von Arbeitskräften wurde die Plattform "www.dielebensmittelhelfer.at" eingerichtet. Wer in die Erntehilfe geht, wird dann nach Kollektivvertrag entlohnt, die Bezahlung kommt aber nicht aus dem 38-Milliarden-Hilfspaket. Die Regierung helfe nur bei der Vermittlung der Interessierten, um Anreise, Bezahlung und Quartier kümmern sich die Unternehmen.

Angesprochen würden Menschen, die jetzt ihre Arbeit verlieren, aber auch Studenten, die helfen wollen und keine Betreuungspflichten für Kinder oder Ältere haben. Mit fachlich passenden Hochschulen gebe es Vereinbarungen, etwa um die Hilfszeit als Praktikum anrechnen zu lassen. Ehemalige Zivildiener werden dafür nicht gesucht, die seien in den Gesundheitsberufen gefragt, sagte Köstinger.

Kurzarbeit: 18.000 Firmen haben sich beim AMS beraten lassen

Aschbacher wies darauf hin, dass sich über das Arbeitsmarktservice bereits 18.000 Unternehmen über die Möglichkeiten zur Kurzarbeit informiert hätten, ab heute sind Anträge möglich. Das AMS habe die mit Kurzarbeit befasste Einheit bereits von 40 auf 600 Mitarbeiter aufgestockt. Das Geld an die Unternehmen werde ab 1. April so rasch wie möglich fließen. Die Arbeitsministerin erinnerte daran, dass - bis zur Höchstbemessungsgrundlage - allen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen der Ersatz von mindestens 80 Prozent des Nettoeinkommens garantiert werde. Wer etwa derzeit 2.000 Euro brutto verdiene, komme bisher auf 1.500 netto und werde im Kurzarbeitsmodell 1.275 Euro netto erhalten. Unternehmen müssten nur zahlen, was die Mitarbeiter tatsächlich leisten. Das Ministerium stelle auf der Homepage ein Musterformular und einen "Kurzarbeitsrechner" zur Verfügung. Mit diesem können sich Unternehmen ausrechnen, wie viel Unterstützung sie erhalten. Beide Ministerinnen betonten mehrfach, "Kurzarbeit statt Kündigung" müsse die Devise sein.

Auch Asylwerber können als Erntehelfer arbeiten

In Österreich werden derzeit tausende Erntehelfer gesucht, da Arbeitskräfte aus Osteuropa durch die Coronavirus-bedingten Grenzschließungen wohl großteils ausfallen. Auch Asylwerber können im Rahmen der Saisonkontingente als Erntehelfer arbeiten. Sie benötigen dafür eine Beschäftigungsbewilligung.

Laut der für das Jahr 2020 geltenden Verordnung des - damaligen - Arbeits- und Sozialministeriums können maximal 3.165 Beschäftigungsbewilligungen für Ausländerinnen und Ausländer von Ländern außerhalb der EU im Bereich Land- und Forstwirtschaft erteilt werden. Darunter sind 119 Plätze für kurze, maximal sechswöchige Ernteeinsätze in der Landwirtschaft.

Im Tourismus können laut der Verordnung maximal 1.263 ausländische Arbeitskräfte befristet arbeiten.

Saisonarbeitskräfte dürfen innerhalb eines Jahres bis zu sechs Monate in Österreich arbeiten. In Ausnahmefällen ist der Verordnung zufolge in der Land- und Forstwirtschaft eine Verlängerung auf bis zu neun Monate zulässig.

Für Asylwerber ist die Arbeit als Saisonnier eine der wenigen legalen Beschäftigungsmöglichkeiten in Österreich. EU-Bürger brauchen keine Arbeitsgenehmigung, ausgenommen sind Kroaten, für die sich der österreichische Arbeitsmarkt Mitte 2020 öffnen soll.

(APA/Red)

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