Mit einer politischen Aktion machte die Israelitische Kultusgemeinde Wien am Montag vor dem Leopold Museum auf das Raubkunst-Dilemma der Privatstiftung aufmerksam. Absperrbänder mit der Aufschrift RAUBKUNST TATORT versperrten den Zutritt zum Museum. Mit Plakaten von den umstrittenen Kunstwerken in Anlehnung an offizielle Fahndungsposter werden Behörden und Passanten aufgefordert, die Restitution zu unterstützen.
Seit dem Beschluss des Kunstrückgabegesetzes 1998 bemüht sich die IKG darum, dass die rechtmäßigen Eigentümer ihre Kunstwerke aus der Sammlung Leopold zurückerhalten. Die Bilder von Künstlern wie Schiele, Klimt oder Egger-Lienz wurden während des NS-Regimes entzogen und dann von der Republik Österreich mit öffentlichen Geldern für die Privatstiftung erworben. Sammler Rudolf Leopold argumentiert, dass die Regelungen des Kunstrückgabegesetzes nur für Bundesmuseen und Sammlungen gelten können, nicht jedoch für Privatstiftungen.
Die Tatsache, dass die Leopoldstiftung eine Privatstiftung ist, entlässt die Republik Österreich nicht aus ihrer Verantwortung, sagte Wolfgang Zinggl, Abgeordneter zum Nationalrat. Das gierige Nicht-loslassen-Können unrechtmäßig erworbenen Eigentums ist dem Stiftungszweck der Sammlung wenig zuträglich. Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, weiß: Leopold weiß ganz genau, wem welches Bild gehört und wann es von wem gestohlen wurde.