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Tanzi bietet Privatvermögen an

Acht Tage nach seiner Festnahme hat sich der Firmengründer des insolventen Konzerns Parmalat, Tanzi, bereit erklärt, mit dem Topmanager Bondi zur Rettung des Konzerns zusammenzuarbeiten.

Am Ende der vierten Vernehmung in sieben Tagen betonte der 65-jährige Tanzi, er wolle dem mit der Sanierung des Unternehmens beauftragten Bondi sein

Privatvermögen zur Verfügung stellen, um Parmalat den Konkurs zu

ersparen.

In einer schriftlichen Erklärung an Untersuchungsrichter Guido

Salvini sagte Tanzi, er wolle unter anderem seine beiden Yachten, die

von seiner Tochter geleitete Reisegesellschaft Parmatour, sowie sein

Aktienpaket an der von Parmalat kontrollierten Finanzgesellschaft

Parmalat Finanziaria zur Rettung des Konzerns anbieten. Parmalat ist

an der NÖM mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie

beteiligt.

Die Initiative Tanzis bezeuge laut den Rechtsanwälten den guten

Willen des Ex-Milchzaren, der um die Zukunft seines Unternehmens und

seiner Mitarbeiter sehr besorgt sei. Parmalats Sonderkommissar Bondi,

der seit drei Wochen den insolventen Konzern leitet, reagierte jedoch

kritisch auf Tanzis Geste. „Ich brauche keine Yachten, ich möchte

wissen, wo das Geld der Gruppe verschwunden ist”, meinte Bondi.

Die Parmalat-Insolvenz wird immer mehr zu einem internationalen

Skandal. Nicht nur die italienischen Staatsanwälte, sondern auch die

amerikanischen Justizbehörden leiteten eine Untersuchung um den

größten europäischen Finanzskandal der letzten Jahrzehnte ein. Im

Laufe einer Durchsuchung in der New Yorker Wohnung von Tanzis

Vertrauensmann, Gianpaolo Zini, einem Berater Parmalats, seien

interessante Dokumente beschlagnahmt worden, die die US-Behörden den

Mailänder Staatsanwälten zugeschickt haben, berichteten italienische

Medien am Sonntag. Zini, der als Tanzis „rechte Hand” gilt, befindet

sich seit Mittwoch in Mailand in Untersuchungshaft.

Ermittelt wird auch wegen der Verantwortung der Investmentbanken,

die Parmalat bei der Ausgabe von Anleihen begleitet haben. Davon

hänge der Wissensstand über die wirkliche Finanzlage des Unternehmens

ab, sagte der Mitarbeiter der US-Wertpapieraufsicht (Sec), Lawrence

West. Die US-Börsenaufsicht, die Parmalat wegen Irreführung von

Anleihen-Investoren verklagt hat und hohe Geldstrafen für den Konzern

fordert, spricht von „einer der größten und schamlosesten

Finanzbetrügereien in der Unternehmensgeschichte”. Die Justizbehörden

in New York und Parma leiteten unterdessen eine gemeinsame Prüfung

der Parmalat-Aktivitäten am US-Markt ein.

Auch in Mailand laufen die Ermittlungen auf Hochtouren weiter. Wie

aus Justizkreisen verlautete, soll kommende Woche Tanzis älteste

Tochter Francesca, Chefin von Parmatour, vernommen werden. Die hohe

Verschuldung Parmatours habe Tanzi dazu veranlasst, die Bilanzen

seines Milchmultis zu fälschen, hatten italienische Medien in den

vergangenen Tagen berichtet. Die Untersuchungsrichter müssen nächste

Woche auch entscheiden, ob Tanzis Gesundheitszustand mit den

Haftbedingungen verträglich ist.

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