Taliban-Massenausbruch aus afghanischem Gefängnis

Die Regierung sprach von einer “Katastrophe”, während eine groß angelegte Suche eingeleitet wurde.

Ein Sprecher der Taliban übernahm die Verantwortung für die Massenflucht und erklärte, die Aufständischen hätten 540 Häftlinge befreit. Darunter seien rund 100 Taliban-Kommandanten, bei den anderen handle es sich um einfacher Kämpfer. Sie seien alle mit Fahrzeugen auf Stützpunkte der Islamisten “in Sicherheit” gebracht worden, sagte Taliban-Sprecher Ahmadi. Es habe mehr als vier Stunden gedauert, um alle ins Freie zu bringen.

Hunderte Taliban flüchten durch Tunnel - Fünf Monate gegraben

In einer weiteren Erklärung teilten die Taliban mit, der Bau des Tunnels an der Haftanstalt in Kandahar habe vor fünf Monaten begonnen. Der Tunnel sei schließlich 360 Meter lang gewesen. Bei der Ausbruchaktion sei zudem ein Selbstmordkommando anwesend gewesen, das jedoch nicht habe aktiv werden müssen. Der Gefängnisdirektor Mayar gab an, dass der Tunnel mit einer Länge von mehreren hundert Metern aus dem Innern des Gefängnisses bis vor dessen südliche Außenmauern reichte.

Einige wenige Taliban wieder eingefangen

Provinzgouverneur Wesa sagte, bis auf einen Geflohenen handle es sich durchweg um Taliban-Kämpfer. Es sei gelungen, einige wenige der Häftlinge wieder einzufangen, fügte Wesa hinzu, nannte aber keine Details. Wesa gestand ein Scheitern der Sicherheitskräfte und Geheimdienste ein. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die geflohenen Taliban rasch gefunden würden. Die NATO-Truppe ISAF zeigte sich zu einer Beteiligung an der Suche nach den Häftlingen bereit.

Ein Sprecher von Präsident Karzai sagte in Kabul, der Gefängnisausbruch sei eine “Katastrophe”, die niemals hätte passieren dürfen. Regierungssprecher Omar sicherte eine Aufklärung der Umstände des Ausbruchs Hunderter Taliban aus Kandaher zu. (APA)