Die radikalen Islamisten zündeten nach Behördenangaben zunächst eine Autobombe und verschanzten sich dann in einem Gebäude der Vereinten Nationen, in dem unter anderem die Büros der Internationalen Organisation für Migration (IOM) untergebracht sind. Der Angriff begann gegen 16.00 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MESZ), die stundenlangen Schusswechsel waren bis in die Nacht hinein in der ganzen Stadt zu hören.
Mindestens drei IOM-Mitarbeiter wurden nach UN-Angaben verletzt, darunter eine Italienerin schwer. Auch ein Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sei verletzt worden. Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sedik Sedikki, sprach von sieben Verletzten, darunter zwei Polizisten und fünf “örtliche Zivilisten”. Ein Polizist sei bei der Explosion der Autobombe getötet worden. Der Leiter der UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA), Jan Kubis, verurteilte den Angriff scharf.
Die Taliban hatten Ende April ihre diesjährige “Frühjahrsoffensive” in Afghanistan gestartet und neue Anschläge angekündigt. Ziel sollten unter anderem Militärflughäfen der NATO-geführten Truppen sowie diplomatische Einrichtungen sein.
Erst am 16. Mai waren bei einem Selbstmordanschlag auf einen ausländischen Militärkonvoi in Kabul 15 Menschen getötet worden, darunter fünf US-Bürger. Es war der erste Selbstmordanschlag in Kabul seit dem 9. März. Damals hatte ein Attentäter am Rande des Besuchs von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel neun Menschen getötet.
Die Anschläge zeigen, wie verletzlich die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt vor der Beendigung des internationalen Kampfeinsatzes in Afghanistan im kommenden Jahr ist. Der schrittweise Abzug der rund 100.000 NATO-Soldaten vom Hindukusch hat bereits begonnen. Der internationale Einsatz in Afghanistan hatte Ende 2001 mit dem Sturz der Taliban-Regierung begonnen.