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Take This Waltz - Trailer und Kritik zum Film

"Im Leben klafft eine Lücke. Das ist nun mal so", bekommt Margot gesagt, nachdem sie ihre Entscheidung schon getroffen hat. Vom Drang, diese "Lücke wie verrückt füllen zu wollen", und vom Begehren, das sie noch erweitert, erzählt "Take this Waltz" ab Freitag (29. März) im Kino. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Regisseurin Sarah Polley zeigt die großartige Michelle Williams als Frau im Zwiespalt zwischen festgefahrener Ehe und glänzender neuer Versuchung und schafft damit einen kitschfreien, erfrischenden und bittersüßen Liebesfilm.

 Das Geständnis, sie sei verheiratet, kommt spät. Stundenlang hatten Margot (Williams) und Daniel (Luke Kirby) im Flugzeug geflirtet, die einmalige Zufallsbegegnung sollte sowieso bei einer solchen bleiben. Doch dann führt das Taxi sie in dieselbe Straße: Die Sehnsucht wohnt nebenan. Gemeinsame Spaziergänge und gestohlene Momente folgen, bei allen moralischen Bedenken kann Margot ihrem attraktiven Nachbarn nicht fernbleiben. Die Gewohnheit daheim wird für sie bald zur Belastung: Ihre Ehe mit dem gemütlichen Kochbuchautor Lou (Seth Rogen) scheint festgefahren, statt Leidenschaft bilden stetige Witzeleien, Unterhaltungen in Babysprache und ironische Liebesbekundungen den Kern der Beziehung. Probleme werden nicht angesprochen, der Sex ist Routine, Margots Kinderwunsch stößt auf wenig Gehör. Und so findet sie sich hin- und hergerissen zwischen dem Kitzel des Neuen und der Sicherheit des Gewohnten.

“Take this waltz”: Michelle Williams im Takt des Begehrens

Michelle Williams zeigt die Zerrissenheit ihrer Figur subtil, mitreißend und knüpft damit nahtlos an ihre starken Frauendarstellungen wie zuletzt in “Blue Valentine” oder “Meek’s Cutoff” an. Eindringlich porträtiert sie eine Frau Ende 20, die sich von der Illusion der märchenhaften, ewigen Liebe verabschiedet und sämtliche Träume, Hoffnungen und Ambitionen in das unbekannte Neue projiziert. Ob Margots Entscheidungen richtig oder falsch sind, weiß der Zuseher schlussendlich genauso wenig wie sie selbst. Bis dahin begehrt und irrt, hinterfragt und träumt man mit, fragt sich “Was wäre wenn” und ob jemals etwas wirklich genug ist.

Sarah Polley versteht es dabei, der Zweideutigkeit Raum zu lassen – für die 34-jährige Kanadierin “die einzig echte Wahrheit”. “Ich wollte einen Film über Begehren machen”, sagt Polley – und darüber, “wie schwierig es für uns menschliche Wesen ist, diesem Gefühl entweder einfach den Rücken zu kehren oder aber mit der Urlücke zu leben, die es schafft”. Hat sich Polley in ihrem Debütfilm “Away from her” 2006 dem Herbst einer Beziehung und der neuen Verliebtheit einer Alzheimer-Patientin gewidmet, gelingt ihr mit “Take this Waltz” das moderne Porträt einer jungen Ehe, die schnell hinterfragt und als reparaturwürdig erachtet wird.

Mit farbenfrohen Bildern des greifbar brütend heißen Torontos, starken Dialogen und einer tollen Besetzung – darunter Comedians Seth Rogen als Lou und Sarah Silverman als dessen Schwester Geraldine in für sie ungewohnten Rollen – schafft Polley eindrückliche Szenen. Vom berührungslosen Tanz unter Wasser bis zu Daniels verbaler Verführung Margots in einer Bar am helllichten Tag: Die Bilder und Momente aus “Take this Waltz” wirken lange nach. Ihren Höhepunkt finden sie im Discokarussell, wenn Daniel und Margot zu “Video killed the radio star” wie im Rausch hin und hergeschleudert werden – und sich mit Ende der Musik in einer trostlosen, grauen Lagerhalle wiederfinden. Später werden sie sich in ähnlichen Kameraumkreisungen wiederfinden – dann zum titelgebenden “Take this waltz”, Leonard Cohens Übersetzung und Vertonung von Frederico Garcia Lorcas Gedicht “Kleiner Wiener Walzer”.

(APA)

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