Kein Schaufeln und kein Kompressern – aber es ist halt kein Tag wie jeder andere. Natürlich auch nicht im Achraintunnel. Es ist 4. Dezember. Der Tag der heiligen Barbara, der Schutzpatronin für Berg- und Tunnelarbeiter. Ein Tag, an dem alle Maschinen im Tunnel ruhen.
Die heilige Barbara ist unsere Schutzpatronin. Sie hält ihre schützenden Hände über uns. Das sagt Kurt Tschofen aus Gortipohl, 40. Bauführer, Betonexperte, starker Mann für alles, was im Tunnelbau so anfällt.
Barbara war da
Das mit der heiligen Barbara sagt Kurt Tschofen nicht einfach nur so. Ich bin auch religiös, gehe jeden Sonntag in die Kirche. Und natürlich glaube ich an die heilige Barbara. Der zweifache Familienvater spricht über den Kameraden, der bei einem Unfall
im Sommer schwer verletzt wurde. Das hätte viel schlimmer ausgehen können, will er auch ein bisschen das Wirken der Tunnel-Schutzpatronin sehen. Damals fiel ein großer Felsbrocken einem Arbeiter auf das Bein. Es wurde zuerst das Schlimmste befürchtet. Doch dann gab es Entwarnung, bald wird der Mann wieder im Tunnel arbeiten.
Gewisse Romantik
Kurt Tschofen ist ein Mann, der sich in der Welt unter dem Berg wohl fühlt. Man wird irgendwie süchtig danach. Man fühlt sich nah den Gewalten der Natur. Natürlich auch deren Gefahren, kratzt sich der Montafoner an seinem Vollbart. Deswegen checkt er als Bautruppchef vor jeder Schicht seine Männer genau ab. Vor allem auf Alkohol. Trotzdem mag Tschofen die Kameradschaft unter den Männern. Er schätzt das wortkarge Verstehen. Da muss nicht viel geredet werden. Er, der Chef des Harley-Davidson-Motorradclubs von Gortipohl, sieht Parallelen zwischen dem Kult um den Klassiker der Motorräder und seinem Job. Es steckt immer noch eine gewisse Romantik dahinter. Und dazu gehört am 4. Dezember wohl auch die heilige Barbara.
ZUR PERSON
Kurt Tschofen