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Syriens Präsident Assad bestreitet in US-Interview Brutalität

Assad räumte ein, dass einige Mitglieder seiner Kampftruppen zu weit gegangen seien.
Assad räumte ein, dass einige Mitglieder seiner Kampftruppen zu weit gegangen seien. ©dapd
Der syrische Staatschef Bashar al-Assad bestreitet, Unterdrückung und Gewalt gegen die Protestbewegung in seinem Land angeordnet zu haben. Die meisten Toten der vergangenen Monate seien seine Unterstützer und nicht Demonstranten gewesen, sagte Assad in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview des US-Senders ABC.

“Es gab keinen Befehl zu töten oder brutal zu sein”, sagte Assad. “Wir töten nicht unsere Bevölkerung (…) Keine Regierung der Welt tötet die eigenen Leute, solange sie nicht von einem Verrückten geführt wird.”

Assad räumte im TV-Interview ein, dass einige Mitglieder seiner Kampftruppen zu weit gegangen seien. Sie hätten aber aus eigenem Antrieb heraus gehandelt. “Jede brutale Reaktion war die eines Einzelnen, nicht einer Institution.” Es sei ein Unterschied, ob man gezielt eine Politik der Niederschlagung verfolge oder ob “einige Offizielle ein paar Fehler” machten.

“Es geht nicht um Schuld”

Auf die Frage, ob es ihm leidtue, dass die Gewalt sein Land im Griff habe, sagte Assad, es sei ihm darum gegangen, das Volk zu schützen. “Ich kann mich nicht schuldig fühlen, wenn man sein Bestes gibt.” Er bedauere, dass Menschen gestorben seien. “Aber man fühlt sich nicht schuldig, wenn man nicht tötet. Es geht also nicht um Schuld.”

Laut ABC ist Gespräch das erste exklusive Einzelinterview Assads seit Ausbruch der Proteste vor einem dreiviertel Jahr. Der Sender veröffentlichte zunächst Auszüge auf seiner Internet-Seite.

Assad will Reformen und Wahlen – Zeitpunkt offen

Assad bekräftigte auch, dass er Reformen und Wahlen einführe. Aber dies brauche Zeit. “Wir haben nie gesagt, dass wir eine Demokratie sind.” Bei den Reformen seien Fortschritte gemacht worden, insbesondere in den vergangenen neun Monaten. “So etwas dauert lange. Es bedarf einiges an Reife, um eine vollwertige Demokratie zu sein.”

Die Sanktionen, die derzeit international erlassen oder auf den Weg gebracht werden, würden indes kaum Wirkung haben, sagte Assad. “Wir leben seit 30, 35 Jahren mit Sanktionen. Das ist nichts Neues.” Syrien sei nicht isoliert. “Die Leute kommen und gehen, es gibt Handel, es gibt alles.”

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden in Syrien seit Beginn der Proteste im März über 4.000 Menschen getötet.

(APA)

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