Der Premier wurde am 14. Februar ermordet. Eine Entschuldigung würde zwar nicht ausreichen, wäre aber die politische Grundvoraussetzung für die Herstellung einer Gesprächsbasis, hieß es am Montag in einem Leitartikel des Zentralorgans der regierenden Baath-Partei, Al-Baath, in Damaskus.
Die verletzten Gefühle der syrischen Bürger ließen es nicht zu, mit Politikern zu sprechen oder sie zu empfangen, die unser Volk und seine Führung beleidigt haben, schrieb das Parteiorgan. Syrien, das seine Truppen Ende April nach 29 Jahren aus dem Libanon abgezogen hatte, hat den Güterverkehr über die gemeinsame Grenze fast völlig blockiert. Der neue libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora, der von der antisyrischen Koalition unter Führung von Hariris Sohn Saad nominiert worden war, versicherte nach der Vorstellung seines Kabinetts, er wolle sich vorrangig um gute Beziehungen zu Syrien auf der Grundlage gegenseitigen Respekts bemühen und bald nach Damaskus reisen.
Nach Angaben der syrischen Regierung wurden 37 Syrer im Libanon bei antisyrischen Ausschreitungen in den Wochen nach dem Hariri-Mord getötet, 280 syrische Arbeiter wurden demnach verletzt.
Der prosyrische libanesische Staatspräsident Emile Lahoud hatte sich in der vergangenen Woche zur vollständigen Aufklärung der Hintergründe des Mordanschlags auf den Ex-Premier bekannt, nachdem der Chef der Präsidentengarde, General Moustapha Hamdane, vom deutschen UNO-Chefermittler, dem Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis, als Verdächtiger genannt worden war. Bei dem Bombenanschlag auf seinen Konvoi in Beirut waren neben Hariri 19 weitere Menschen getötet worden. Die antisyrische libanesische Opposition – die inzwischen die Parlamentswahlen im Juni gewonnen hat – hatte unmittelbar nach dem Mord den Vorwurf erhoben, dass das Nachbarland Syrien und die prosyrische Regierung in Beirut darin verwickelt wären.