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Swiss-Übernahme durch Lufthansa?

Die Fluglinien selbst schweigen beharrlich, doch die Spekulationen um eine Übernahme der Schweizer Fluglinie Swiss durch die Lufthansa reißen nicht ab.

Angeblich soll in Kürze der
Swiss-Verwaltungsrat darüber beraten, doch auch dafür gibt es keine
offizielle Bestätigung. Zwar wünschen alle Beteiligten in der Schweiz
schon um des Wirtschaftsstandorts willen den Erhalt einer nationalen
Airline. Bezahlen will indes keiner – und alle Zeichen weisen in eine
andere Richtung.

Als Schweizer Medien Anfang Juli berichteten, die Kranich-Airline
habe 300 Mio. Franken (196 Mio. Euro) für ein Drittel der
Swiss-Anteile geboten, setzte die Swiss-Aktie prompt zum Höhenflug
an. Jetzt kochte die Gerüchteküche erneut: Es werde stattdessen eine
Kreuzbeteiligung oder einen Aktientausch geben, schrieben die
Blätter. Wieder legte das Papier binnen eines Tages um 15 Prozent zu.

Swiss-Chef Andre Dose hat schon vor Monaten klargemacht, dass die
Swiss auf Brautschau ist. Ziel sei angesichts des steigenden Kosten-
und Preisdrucks in der Branche ein Zusammengehen in einem
internationalen Netzwerk, etwa oneWorld oder Star Alliance.

Einen Betriebskredit von rund 500 Mio. Franken bräuchte die Swiss,
um sich überhaupt restrukturieren zu können. Doch die Banken zögern,
die Kandidatin gilt als zu unsicher. Zwar hieß es zu Wochenbeginn,
ein Konsortium unter Führung der britischen Barclays Bank wolle der
Swiss den Kredit unter Auflagen gewähren. Zugleich wird aber bei den
Banken der Ruf nach staatlicher Hilfe immer lauter.

Schließlich subventioniere der Staat den regionalen Verkehr auch,
was sehr viel koste und dennoch wenig genutzt werde, sagte der
Vorsitzende von Barclays Capital, Hans-Jörg Rudloff, der
Wirtschaftszeitung „l’agefi“. Es werde Zeit, dass „die Verbindungen,
welche die Wirtschaft stützen“ unterstützt würden. Ähnliches
verlautet aus der Credit Suisse Group, Kreditgeberin und
Großaktionärin der Swiss.

Doch die meisten Schweizer Politiker winken ab. Der Staat habe
genug geholfen, heißt es quer durch fast alle Parteien. Auch
Wirtschaftsminister Joseph Deiss bezeichnet eine neue Unterstützung
als „nicht angebracht“. „Auch andere Branchen haben Probleme, und der
Bund kann und will auch dort keine Unterstützung bieten“, sagte Deiss
der Zürcher „SonntagsZeitung“.

Schon einmal hat die Regierung gezahlt. Im November 2001 gewährte
sie für den Aufbau der Swiss eine Finanzhilfe von 1,6 Mrd. Franken.
Anfang April 2002 entstand nach dem Konkurs der Swissair aus der
Crossair die Swiss.

Gut ein Jahr später schreibt die Swiss weiter tiefrote Zahlen. In
den ersten drei Monaten flog die Gesellschaft Verluste von 200 Mio.
Franken ein, Medienberichten zufolge stiegen die Verluste im ersten
Halbjahr auf rund 550 Mio. Franken.

Ende Juni hatte die Swiss drastische Abbaumaßnahmen angekündigt.
Die Flotte soll um fast ein Viertel verkleinert werden, rund 25 Ziele
sollen aus dem Streckennetz verschwinden. Die Zahl der Stellen soll
von weltweit rund 10.000 auf 7.000 sinken. Doch ohne Hilfen ist nicht
einmal der Umbau zu schaffen, auf 120 Mio. Franken werden die Kosten
geschätzt.

Was die Lufthansa davon haben soll, wenn die Swiss unter ihre
Fittiche schlüpft, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die
Lufthansa sei weit entfernt, sich mit einem Engagement in der Schweiz
neue Kapazitäten, Kosten und Probleme aufzuhalsen, meinen die einen.
Andere sagen, die Lufthansa könnte für nur etwa 440 Mio. Euro eine
ganze Airline mit globaler Infrastruktur und guten Piloten kassieren
– oder zum halben Preis 40 Prozent und damit die Kontrolle über die
Swiss übernehmen. Doch vorerst bleibt alles Spekulation – bei beiden
Airlines heißt es: „Kein Kommentar.“

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