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Swimmingpool am Wiener Gürtel: Pro und Contra

Pro und Contra zum Swimmingpool am Wiener Gürtel.
Pro und Contra zum Swimmingpool am Wiener Gürtel. ©pixabay.com (Sujet)
Auf der Gürtelkreuzung Felberstraße/Stollgasse beim Westbahnhof wird vom 8. bis 30. August ein elf Meter langer Pool zur Verfügung stehen, um sich abzukühlen. Doch ist das Projekt wirklich sinnvoll?

PRO

Ein Planschbecken, 3 mal 11 Meter, wird dieser Tage auf der Gürtelkreuzung von Stollgasse und Felberstraße aufgebaut. Das Projekt „Gürtelfrische“ soll dabei den Anrainern im 7. und 15. Bezirk eine Möglichkeit geben, sich abzukühlen.

"Verkehrschaos!" ist das erste, was sich der geübte Wiener dabei denkt. Aber keine Sorge: Der befürchtete kilometerlange Stau blieb zumindest am ersten Tag der Sperre aus, der ÖAMTC meldete keine Verzögerungen. Manchmal merkt man erst, wie wichtig eine Straße ist, wenn sie gesperrt wird. In dem Fall ist sie es nicht.

"Corona!" ist dann das Zweite, das der Wiener hinter seiner NMS-Maske nuschelt. Die trägt er zwar galant unter der Nase, aber egal, der Wille zählt. Der Pool am Neubaugürtel wird aber ebenso überwacht wie die restlichen Wiener Bäder. Und bis jetzt hielten sich die Ansteckungen im Freien glücklicherweise in Grenzen.

"Aber der Lärm und der Gestank!" geht es dann weiter. Das ist natürlich richtig. Es gibt ruhigere Orte, als den Gürtel. Aber hier wird Problem mit Lösung vertauscht. Die Autos sorgen nämlich für Lärm und Gestank, nicht der Pool. Den Kindern, die den Pool wohl hauptsächlich nutzen, wird es egal sein. Bereits 1926 wurde etwa am Margaretengürtel ein Kinderfreibad gebaut, das sich, trotz des Verkehrs, großer Beliebtheit freute. Es bestand bis in die 80er-Jahre.

Baden am Gürtel anno dazumal: Margareten in den 1920er Jahren, im Hintergrund die Berufsschule Mollardgasse.
Baden am Gürtel anno dazumal: Margareten in den 1920er Jahren, im Hintergrund die Berufsschule Mollardgasse. ©ÖNB Archiv (data.onb.ac.at/rec/baa1362990)

„Und die schöne blaue Donau?“. Dem Wiener liegt der Strauss eben im Blut. Natürlich eignet sich die Donau – neue und alte – sehr gut, um sich in den Sommermonaten in Wien abzukühlen. Entsprechend überlaufen sind auch die Plätze. Und wer will mit seinen vielleicht noch nicht so ganz schwimmfesten Kindern schon mit der U6 eine halbe Stunde zur Donau fahren, wenn er einen Pool in der direkten Umgebung hat. Gratis wohlgemerkt! Da fällt die Wahl nicht schwer.

(obl)

CONTRA

Unter dem Namen „Gürtelfrische West“ wird am 8. August der 11 Meter lange und 3 Meter breite Pool am Wiener Gürtel in Betrieb genommen. Doch die Bezeichnung alleine sorgt für Verwunderung. Zwischen Verkehrslärm und Abgasen scheint man in einem bereits bestehenden Freibad besser aufgehoben zu sein, sollte man wirklich Erholung und frische Luft suchen.

150.000 Euro kostet das Urlaubs- und Erholungsfeeling am Gürtel. Eine Summe, die immer, aber besonders in Coronazeiten sehr hoch ist, handelt es sich schließlich um 50.000 Euro pro Woche. Zahlreiche Betriebe kämpfen ums Überleben, noch mehr Einzelpersonen haben ihren Job verloren. Und was machen die Bezirke Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus? Sie investieren in einen Pool mitten auf der Straße. Es scheint als wolle man die Wiener hier auf zweierlei verärgern: Einen Pool auf der Straße aufbauen (auch wenn es keine Verzögerungen gibt – grantig ist man trotzdem darüber) und Geld für einen Pool, der in weniger als 30 Tagen wieder abgebaut wird, ausgeben. Das Geld hätte man definitiv besser nützen und etwa in bestehende Freibäder investieren können.

Neben dem Badespaß wird auch umfangreiches Rundum-Programm geboten. Auch hier ist fragwürdig, warum man aktuell Menschen mit Programm auf so wenig Platz zusammenbringen möchte. Unter anderem wird es die Möglichkeit geben, in einem Bus dort zu übernachten. Damit will man zeigen, wie es ist, hautnah an einer Verkehrsader zu wohnen. Mit diesem Angebot verhöhnt sich das Projekt selbst, schließlich will es einerseits die „Gürtelfrische“ sein, und andererseits den Verkehrslärm betonen.

Der Eintritt zum Badespaß und auch am Rundum-Programm ist bei der „Gürtelfrische West“ kostenlos. Doch das ist das Baden an der Alten Donau auch. Und dort gibt es nicht nur mehr Platz und weniger Verkehrslärm, sondern auch tatsächlich frische Luft.

(lyd)

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