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Susi Nicoletti gestorben

Kammerschauspielerin Susi Nicoletti ist tot. Die "Grande Dame" der heimischen Schauspielkunst starb Sonntagmittag im Alter von 86 Jahren im Wiener AKH nach einer Herzoperation.

Noch im Jänner dieses Jahres war Susi Nicoletti vom Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen worden – mit der Begründung: „Sie vermitteln die Kultur des Wiener Theaters wie kaum andere.“ Zuletzt konnte sie ihre Lehrtätigkeit am Max-Reinhardt-Seminar allerdings aus Gesundheitsgründen nicht mehr ausüben. Auch ihre letzte geplante Bühnenrolle in den Wiener Kammerspielen hatte Susi Nicoletti im Februar des Vorjahres kurz vor der Premiere aus gesundheitlichen Gründen abgeben müssen. Sie hinterlässt einen Sohn und eine Tochter, die in den USA leben, sowie vier Enkel und vier Urenkel.

Die ersten Reaktionen auf den Tod der Bühnen-Doyenne waren von tiefer Betroffenheit geprägt. „Sie wird dem Burgtheater und allen Theatern, auf denen sie aufgetreten ist, fehlen. Und sie wird mir fehlen“, sagte Kunststaatssekretär Franz Morak, den die Nachricht auf dem Geburtagsfest für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erreichte. Morak beschrieb Nicoletti als „bedeutende Lehrerin, Schauspielerin, Kontakterin, Entdeckerin neuer Talente und Förderin von jungen Menschen“. Auf der Bühne sei sie für ihre Kollegen eine vorbildhafte Persönlichkeit gewesen, ihre Zuwendung gegenüber ihren Schauspielkollegen sei legendär gewesen „so wie sie selbst eine Legende war.“

Bildungs- und Kulturministerin Elisabeth Gehrer drückte ebenfalls ihr tiefes Bedauern über den Tod Nicolettis aus: „Sie war für viele Generationen von Studenten ein großes Vorbild und eine Lehrerin.“ Ihr Tod sei ein großer Verlust, sagte die Ministerin.

„Ich hatte die Ehre und auch das unvergessliche Erlebnis mit ihr öfter zusammenspielen zu dürfen“, sagte der Direktor des Theaters in der Josefstaft, Helmut Lohner, „und es ist ein Verlust nicht nur für das österreichische und Wiener Theater, sondern für das Theater schlechthin. Was mich ganz persönlich betrifft, ich werde sie nicht vergessen.“

Geboren am 3. September 1918 in München, bestritt Susi Nicoletti bereits im Alter von 13 Jahren erste öffentlichen Auftritte. Mit 15 Jahren erhielt Nicoletti einen Jahresvertrag als Solotänzerin an der „Münchner Opernbühne“. Nach der Schauspielschule in München folgten mehrere Engagements an deutschen Bühnen, bevor die Mimin 1940 nach Wien ans Burgtheater kam. Dort debütierte sie in Hermann Bahrs „Der Franzl“ als Partnerin von Paul Hörbiger. Neben ihren zahlreichen Bühnenrollen drehte sie seit 1939 immer wieder Filme und spielte im Lauf ihrer Karriere mit vielen Großen des zeitgenössischen Theaters und Films.

Daneben hat die in zweiter Ehe mit Burg- und Josefstadt-Direktor Ernst Haeussermann (1916-1984) verheiratet gewesene Künstlerin auch als Tanz- und Schauspiellehrerin nachhaltigen Einfluss auf das heimische Bühnenleben genommen. Als ordentliche Professorin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars (seit 1954) unterrichtete sie über 800 Schüler, darunter Heidelinde Weis, Ute Lemper, Albert Fortell oder den heutigen Burgtheater-Direktor Klaus Bachler. Sie wurde für ihr Schaffen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse“, der „Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold“, dem „Nestroy Ring“, der Lebenswerk-„Romy“ oder einem „Undine-Award“ für ihr Lebenswerk als Nachwuchsförderin.

Mailath-Pokorny: „Inbegriff des Wiener Theaters“

Tief bestürzt reagierte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) auf den Tod von Susi Nicoletti: „Erst vor wenigen Monaten habe ich Susi Nicoletti eine Auszeichnung der Stadt Wien überreicht. Susi Nicoletti war der Inbegriff des Wiener Theaters. Mit ihrer Schauspielkunst überzeugte sie in jeder Rolle, als Dienstmädel genau so wie als Salondame.“

Mailath-Pokorny weiters: „Ihr Markenzeichen war ihre unnachahmliche Stimme, mit der sie stets den richtigen Ton getroffen hat. Sie galt als warmherzige, aber auch disziplinierte Lehrerin, die von ihren Schauspielschülerinnen innig geliebt wurde. Susi Nicoletti wird uns allen fehlen. Meine Anteilnahme gilt ihrer Familie“, schloss Mailath in der Aussendung.

Die Stadt Wien wird Susi Nicoletti mit einem Ehrengrab würdigen.

Otto Schenk – „Sie war wie eine Heilige“

„Sie war eine wunderbare Partnerin und Zuhörerin“, zeigte sich der Wiener Regisseur und Schauspieler Otto Schenk heute, Montag, gegenüber der APA tief getroffen über den Tod von Susi Nicoletti. „Ich habe sehr gerne mit ihr gespielt und sie auch sehr gerne engagiert“, versicherte der langjährige Leiter des Theaters in der Josefstadt, in dessen Direktionszeit Nicoletti u.a. die Madame Pernelle im „Tartuffe“ und die Großmutter in „Geschichten aus dem Wiener Wald“ gespielt hat.

„Sie war selbstlos und aufopfernd“, so Schenk über die gestern verstorbene Kammerschauspielerin, die ein Ehrengrab der Stadt Wien erhalten wird. „Sie war wie eine Heilige, wie eine Mutter. Man konnte mit ihr über alles reden. Sie geht mir furchtbar ab.“

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