Super Tuesday: Trump Katastrophe für Republikaner

“Aus heutiger Sicht scheint Trump nicht mehr zu stoppen zu sein”, erklärte Plasser am Mittwoch in einem Telefoninterview mit der APA. Dafür nannte er vor allem zwei Gründe: Das republikanische Partei-Establishment habe zum einen Trump am Beginn seiner Bewerbungskampagne unterschätzt. “Man hat erwartet, dass er sehr, sehr rasch, über sich selbst stolpert.” Zum anderen schafften es die Republikaner aufgrund ihrer Fragmentierung nicht, sich auf einen konsensfähigen Alternativkandidaten zu einigen. Nicht einmal der inzwischen ausgeschiedene Jeb Bush habe dies samt seines familiären Hintergrundes, seiner “Mobilisierungsagentur” und 150 Millionen Dollar an Wahlkampfaufwendungen erreicht.
Cruz für moderate Republikaner “nicht akzeptabel”
Bei der Vorwahl im wichtigen Staat Florida in zwei Wochen wird sich nach Ansicht von Plasser herausstellen, ob nun der erzkonservative Ted Cruz oder der vom republikanischen Establishment nun gepushte Marco Rubio doch noch eine Chance gegen Trump bekommen. Dabei könne Rubio, Sohn kubanischer Einwanderer, traditionelle republikanische Wählerschichten ansprechen und auch die so wichtige Gruppe der Latinos, bei denen Trump laut Umfragen kaum punkten kann. Dass Cruz der von den alteingesessenen Republikanern ersehnte “unifier” (eine einende Person, Anm.) sein wird, ist für den emeritierten Professor der Universität Innsbruck eine bloße Ansage: “Es wird nicht so sein.” Viele seiner Positionen seien für moderate Konservative “nicht akzeptabel”.
Republikanern droht die Spaltung
“Es ist abenteuerlich, was hier stattfindet”, kommentierte Plasser den Wahlkampf Trumps. “Eine Polit-Satire ist Realität geworden.” Es werde Jahre dauern, bis die gegenwärtige Spaltung der republikanischen Wählerschichten überwunden sei. Der Sender ABC spreche bereits von einer “Kernschmelze” bei den Republikanern. Dabei drohe die größte Spaltung noch auf dem Nominierungsparteitag im Sommer. Negativszenarien kursieren laut Plasser: So könnte Trump in einem ersten Abstimmungsdurchgang keine deutliche Mehrheit der Delegierten bekommen. Dann könnte auf der Convention eine Diskussion über einen Alternativkandidaten starten, der bei einer Einigung dann nicht auf Basis der Vorwahlen in einem zweiten oder dritten Votum statt Trump zum Zug kommt. Oder aber Trump wird nominiert, moderate Teile der Partei stellten dann aber einen zweiten “republikanischen” Kandidaten auf.
Auch mit einem moderaten Vizepräsidentschaftskandidaten an seiner Seite ist Trump laut dem USA-Experten Plasser nicht beizukommen. Trump sei “beratungsresistent”, “er wird sich nicht einseifen lassen”. Ein solcher Kandidat müsste entweder Trumps Linie zustimmen und würde dadurch unglaubwürdig, oder seine Positionen und jene von Trump wären ständig “dissonant”.
“Die schmutzigst Kampagne der letzten 30 Jahre”
Bei einem Duell Clinton-Trump erwartet sich der Politologe “die schmutzigste Kampagne in Tonalität, Stil und Niveau (…) der letzten 30 Jahre in den Vereinigten Staaten. Er rechnet damit, dass Trump auf “das destruktive Element setzt; unglaubliche persönliche Untergriffe” Trumps gegen Clinton wären die Folge, TV-Diskussionen der beiden werden demnach weit über Streitgespräche hinausgehen. Mangels gemeinsamer Grundthemen werde die sachliche Auseinandersetzung in den Hintergrund treten. In diesem Fall könne Clinton nur ihre “Kampagne so führen, als wäre sie in einer Monolog-Position”, bei der sie gar nicht auf Trumps Aussagen eingehe, rein ihre Positionen vorbringe und so den politischen Gegner ins Leere laufen lasse – nach dem Motto: “Es wird sich bei einer Mehrheit der Wähler selbst richten.” Denn wenn sich “eine Frau, eine Dame mit der Erfolgsgeschichte und Kultiviertheit” Clintons auf ein Niveau einlasse, das “fast ins politisch Obszöne” gehe, “dann macht sie sich selbst auch klein”.
Sanders wird keine Chance gegen Clinton haben
Bernie Sanders ist aus Sicht Plassers nur noch gegen Clinton im Kandidatenrennen, weil der selbst erklärte “demokratische Sozialist” “Flagge zeigen” will. Auch für ihn werde Florida am 15. März zur “entscheidenden Wegkreuzung”. In Colorado und Minnesota, die Sanders gewann, habe der Senator freilich auch Wählerkreise angesprochen, die sonst für Clinton sind. “Aber rein was Clinton nach heute (dank neuer Spender, Anm.) finanziell zur Verfügung haben wird: Da ist Sanders nicht kompetitiv.” Der Erfolg von Sanders werde aber dazu führen, dass Clinton insbesondere in den nordöstlichen Staaten “ein wenig in ihren Positionen nach links gehen” werde und sich wohl einen Vizepräsidentschaftskandidaten sucht, “der ein wenig die Rolle von Sanders” einnimmt.
(APA)