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Super Bowl: Homosexuellen-Spot abgeblitzt

Der Super Bowl, das Finale der US-amerikanischen American-Football-Profiliga National Football League (NFL) sorgt in diesem Jahr nicht nur mit Spekulationen über Spielausgang und Werbeetats für Aufsehen. Knapp eine Woche vor der Ausstrahlung des eigentlichen Events ist ein heftiger Streit um den geplanten Spot einer Online-Partnervermittlung für Homosexuelle entbrannt, der vom TV-Netzwerk CBS, das die Übertragungsrechte an der sportlichen Großveranstaltung hält, abgelehnt worden ist.
Werbespot

“Hier handelt es sich eindeutig um eine Form von Diskriminierung”, fasst Dominic Friesen, Sprecher der betroffenen Partnervermittlungsseite ManCrunch.com, die gegenwärtige Aufregung gegenüber der New York Post zusammen. Als man bei CBS Sendezeiten für den Spot kaufen wollte, habe einem das Unternehmen lediglich mitgeteilt, dass keine freien Plätze mehr zu haben seien. “In Wirklichkeit steht aber noch genügend Werbezeit zur Verfügung. Ein großer Teil der Unternehmen, die typischerweise während des Super Bowl werben, sind in diesem Jahr nicht dabei”, kritisiert Friesen.


CBS vermutet Marketing-Gag

Diesen Diskriminierungsvorwurf will man sich bei CBS nicht gefallen lassen. Anstatt klein beizugeben und den Spot doch noch zuzulassen, geht der US-TV-Sender nun seinerseits in die Offensive und unterstellt den ManCrunch-Verantwortlichen, die aktuelle Aufregung bewusst inszeniert zu haben, um die Werbetrommel für das eigene Online-Angebot zu rühren. Dass die gegenwärtigen Streitereien der Online-Partnervermittlung ein hohes Maß an Publicity gebracht haben, beweisen zumindest die Zugriffszahlen des Videoportals YouTube. Der vom Super Bowl verbannte Spot hat dort alleine innerhalb der ersten 24 Stunden nach seinem Erscheinen rund 200.000 Besucher angelockt.

USA deutlich prüder als Europa

“Dass es sich im vorliegenden Fall um einen reinen Marketing-Gag handelt, halte ich für eher unwahrscheinlich. Solche Strategien können schnell einen Boomerang-Effekt erzeugen und eine negative Werbewirkung hervorrufen”, meint Volker Nickel, Sprecher des Deutschen Werberats, auf Anfrage von pressetext. Hier gleich pauschal von Diskriminierung zu sprechen, sei nicht angebracht. “Es steht jedem Unternehmen zu, selbst zu entscheiden, welche Spots es annimmt und welche nicht”, betont Nickel. Im Zusammenhang mit der Diskussion um den ManCrunch-Spot dürfe man zudem nicht außer Acht lassen, dass Werbung stets als Spiegel der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse zu sehen sei. “Werbung richtet sich immer nach den spezifischen Interessen, Bedürfnissen und Gefühlen der Menschen. In den USA ist man in dieser Hinsicht eben deutlich prüder als in Europa. In manchen US-Bundesstaaten gilt es etwa bereits als anstößig und gesetzeswidrig, wenn man sich als Mann in der Badehose in den eigenen Vorgarten legt”, so Nickel abschließend.

 

Werbespot der Partnervermittlung ManCrunch:

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