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Sumatra: Weniger Opfer als befürchtet

Die Zahl der Toten nach dem schweren Seebeben vor Sumatra ist deutlich geringer als befürchtet. Die Behörden rechnen inzwischen mit höchstens 500 Toten, knapp 300 Leichen wurden bis zum Donnerstag geborgen.

Unmittelbar nach dem Beben vom Montagabend hatte die indonesische Regierung die Opferzahl auf bis zu 2.000 geschätzt.

Während die Versorgung der Betroffenen auf der am schlimmsten verwüsteten Insel Nias nur zögerlich in Gang kommt, konnten Rettungskräfte am Donnerstag noch ein 13 Jahre altes Mädchen unversehrt aus den Trümmern der größten Inselstadt Gunung Sitoli bergen. Die Suche nach Überlebenden wird fortgesetzt. „Wir werden die Hoffnung nicht aufgeben. Wir werden weitersuchen“, sagte Herri Ansyah vom Roten Kreuz.

Doch die Lage für die Überlebenden wird immer schwieriger. Yusman Gule suchte mit seiner sechsjährigen Tochter Yumi unter einer Plane Schutz vor dem strömenden Regen. Im fehlte Wasser, um ein wenig Milchpulver anzurühren, deswegen musste er das Mädchen mit dem Puder füttern. Yumi verlor bei dem Beben ein Ohr, brach sich einen Arm, und einige ihrer Finger wurden zerquetscht. Dennoch brachte sie ein schüchternes Lächeln hervor. „Lasst uns hier nicht sterben“, flehte ihr Vater. „Es ist schwer, Nahrung zu finden. Alles, was wir tun können, ist betteln.“

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono besuchte die bis zu 70 Prozent zerstörte Stadt, die weiter ohne Strom und fließendes Wasser war. Er besichtigte eine Moschee und betete mit einem katholischen Priester in einer Kirche, die als Leichenhalle benutzt wird, für die christlichen Opfer des Seebebens.

Obdachlos gewordene Einwohner beschwerten sich bei Sozialminister Bachtiar Chamsyah darüber, dass sie noch immer nicht mit Nahrung und Trinkwasser versorgt werden. „Sie arbeiten viel zu langsam“, rief ihm eine Frau entgegen, als er das Katastrophengebiet besuchte. Chamsyah versuchte, die aufgebrachte und hungrige Menge zu beruhigen und versprach, die Lebensmittellieferungen würden noch im Laufe des Tages eintreffen. „Das Problem ist die Verteilung. Wir räumen ein, dass die Verteilung der Hilfe langsam war.“

In dem Drama aus Leid und Verwüstung gab es auch glückliche Augenblicke. In einem provisorischen, von indonesischen und singapurischen Ärzten betriebenen Krankenhaus kam ein Mädchen zur Welt. Der stolze Vater wartete auf Präsident Judhoyono, damit dieser seinem Kind einen Namen gibt.

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