Suizid im Arrest: "Kein Schubhäftling, Suizidmotiv unbekannt"

Nach dem Selbstmord eines Weissrussen am Montag in der Polizeianhaltestation Bludenz nahm die Landespolizeidirektion zu mehreren Fragen, die auch Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher vorgelegt wurden, Stellung.
Selbst gestellt
Geschah der Suizid in Zusammenhang mit einem Asylverfahren? Polizeisprecher Stefan Morscher verneinte dies und versichert, dass es sich bei dem Betroffenen um keinen Schubhäftling handelte: “Der Mann ist auf Grund eines Verwaltungsstrafverfahrens selbst und freiwillig zur Verbüßung der Verwaltungshaftstrafe angetreten.”
Bei Haftantritten sei es üblich, die Personen einer gründlichen Visitation zu unterziehen. Sie dürfen nur persönliche Gegenstände wie etwa Toilettenartikel in die Zelle mitnehmen, auf keinen Fall aber solche aus Glas oder Metall.
“Offener Vollzug”
Der Weissrusse hätte sich mit einem “Alltagsgegenstand” tödlich verletzt, nähere Angaben machte die Polizei nicht dazu. Über das Motiv des Suizids sei absolut nichts bekannt. Zellen sowie Häftlinge würden, soweit keine konkreten Verdachtsmomente vorliegen, nur sporadisch untersucht. Man müsse auch bedenken, dass es sich beim Verwaltungsarrest um einen “offenen Vollzug” handle. Den Insassen ist es während des Tages jederzeit erlaubt, die Duschen oder den Fernsehraum zu besuchen. Geschlossen werden die Zellen lediglich in der Zeit von 18 Uhr abends bis 7 Uhr morgens, wobei die Häftlinge durch ein Blickfenster stündlich von den Wachebeamten kontrolliert werden.
“Keine Strafgefangenen”
“Es muss auch klar sein, dass es sich bei den Insassen nicht um Strafgefangene handelt”, betonte Morscher ausdrücklich. Es sei auf persönliche Rechte zu achten, was etwa eine ständige Videoüberwachung ausschließe. Ärztliche oder psychiatrische Untersuchungen seien bei Bedarf jederzeit möglich.
Wird die Polizei aus dem konkreten Fall Konsequenzen ziehen? Morscher: “Wir sehen uns den Fall sehr genau an und überlegen uns, zukünftig entsprechende Gegenmaßnahmen umzusetzen. Aber es muss auch gesagt werden, dass es einen solchen oder ähnlichen Fall in der Bludenzer Polizeinhaltestation noch nie gegeben hat.”