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Südossetien: Mindestens elf Tote bei Gefechten

Nach neuen Gefechten in der von Georgien abtrünnigen Kaukasusregion Südossetien mit mindestens elf Toten haben sich die Spannungen zwischen Moskau und Tiflis weiter verschärft. Russische Kosaken sollen auf ossetischer Seite gekämpft haben.

Bei der Erstürmung einer strategisch wichtigen Anhöhe nahe der südossetischen Hauptstadt Zchinwali seien am Donnerstag acht für die Osseten kämpfende russischen Kosaken getötet worden, sagte der georgische Innenminister Irakli Okruaschwili im Fernsehsender Rustawi 2. Südossetische Behörden dementierten dies. Nach einer nächtlichen Krisensitzung der georgischen Führung griff Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse den russischen Staatschef Wladimir Putin scharf an.

Nach Angaben aus Tiflis starben bei der Eroberung der drei Bergkuppen um Zchinwali auch drei georgische Soldaten, zunächst war von sechs die Rede. Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete von zwei schwer verletzten Soldaten und weiteren fünf Verletzten. Während der ganzen Nacht war starker Beschuss sowohl von ossetischer als auch von georgischer Seite zu hören. Der georgische Präsident Michail Saakaschwili zeigte sich zufrieden mit dem Vordringen seiner Truppen. „Es hat alles eine Grenze, und wir haben denen geantwortet, die in den letzten Nächten georgische Dörfer beschossen haben“, sagte Burdschanadse.

Die Parlamentspräsidentin warf dem russischen Präsidenten Putin vor, die Krise in Südossetien „falsch interpretiert“ zu haben. Putin hatte am Mittwoch gesagt, der Konflikt gründe auf der „idiotischen Entscheidung“ Georgiens, den autonomen Status Südossetiens zu widerrufen. „Die ’idiotischen Entscheidungen’ werden meist von dem Gesetzgebungsorgan getroffen, das mehrheitlich aus seinen (Putins; Anm.) Partisanen besteht“, sagte Burdschanadse in Anspielung auf Beschlüsse des russischen Parlaments zu der abtrünnigen Region.

Die Leichen der acht russischen Kosaken hätten Streitkräfte nach den Kämpfen aufgefunden, sagte Innenminister Okruaschwili. Sie hätten „irregulär“ auf südossetischer Seite gefochten. Tiflis wirft Moskau vor, die Südosseten in dem Konflikt zu unterstützen. In einer Erklärung forderte die georgische Regierung Russland auf, den „illegalen Aktivitäten“ der Kosaken in der Region ein Ende zu setzen. Eine Sprecherin der südossetischen Behörden dementierte dagegen, dass Kosaken auf ihrer Seite kämpften.

Die Kosaken („freie Krieger“) waren einst aus der Leibeigenschaft geflohen, hatten eigene militärische Verbände gegründet und im Dienste des Zaren gekämpft. In der Zeit der Sowjetunion waren die Militärverbände verboten. Seit Beginn der 90er Jahre organisieren sich die Kosaken aber wieder verstärkt militärisch. Laut russischen Angaben leben heute rund 650.000 Kosaken im Süden Russlands, unter anderem im nördlichen Kaukasus.

Der Konflikt zwischen Georgien und der autonomen Region im Norden des Landes hatte sich in den vergangenen Wochen verschärft. Völkerrechtlich zählt Südossetien zu Georgien, faktisch steht es jedoch unter russischem Protektorat, auch wenn Moskau dies bestreitet. Südossetien sagte sich vor zwölf Jahren von der Regierung in Tiflis los und strebt seitdem eine Vereinigung mit dem zu Russland gehörenden Nordossetien an.

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