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Sudan: Friedensvertrag unterzeichnet

Der sudanesische Vize-Präsident Ali Osman Taha und Rebellenchef John Garang unterzeichneten das Abkommen in Nairobi und beendeten damit offiziell den längsten Bürgerkrieg auf dem afrikanischen Kontinent.

Damit haben Regierung und Rebellen nach 21 Jahren Bürgerkrieg im Sudan am Sonntag Frieden geschlossen. Der sudanesische Vize-Präsident Ali Osman Taha und Rebellenchef John Garang unterzeichneten das Abkommen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi und beendeten damit offiziell den längsten Bürgerkrieg auf dem afrikanischen Kontinent. Bei der feierlichen Zeremonie im Nyayo-Stadion von Nairobi waren mehr als 20 afrikanische Staats- und Regierungschefs anwesend. Auch US-Außenminister Colin Powell war unter den Gästen. Tausende in Kenia lebende Sudanesen feierten den Friedensvertrag begeistert.

„Ich gratuliere den Delegierten der sudanesischen Regierung und der SPLA (Rebellen der Volksbefreiungsarmee) und allen Sudanesen, die den Frieden gewählt haben“, sagte der Chefunterhändler und frühere kenianische General Lazaro Sumbeiywo. Er würdigte die „mutige Entscheidung“ Tahas und Garangs, warnte jedoch zugleich, das Abkommen müsse sorgfältig überwacht werden, um erfolgreich zu sein. Es sei wie ein Kind, das „mit Liebe und Sorgfalt gefüttert“ werden müsse.

Kenias Präsident Mwai Kibaki sprach von einer „neuen und fröhlicheren Zukunft für die Menschen im Sudan“. Er hoffe nun auch auf Frieden in der Krisenregion Darfur im Westen des Landes. Powell betonte, das Land erwarte einen „andauernden Frieden“. Er forderte Regierung und Rebellen auf, sich als „neue Friedenspartner“ ab sofort auch für ein Ende der Gewalt in Darfur einzusetzen. UN-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich vor der Unterzeichnung „aufgeregt“ und „begeistert“ über den Friedensschluss. Kibaki, sein ugandesischer Kollege Yoweri Museveni sowie Powell zeichneten den Friedensvertrag als Zeugen gegen.

Rund 5000 Menschen jubelten, sangen und tanzten im Nyayo-Stadion und hofften auf einen Neuanfang für das kriegsgebeutelte Land. „Ich bin sehr glücklich“, sagte die 45-jährige Grace Datiro. Der 29-jährige Mai Arok sagte: „Ich wurde im Krieg geboren und danke Gott, dass er mich die Rückkehr des Friedens in den Sudan erleben lässt.“ Es werde „das Ende der Unterdrückung und die Geburt eines neuen Landes“ gefeierte, sagte die 17-jährige Margaret Jones.

Das Friedensabkommen folgte zähen Verhandlungen, die 2002 begonnen hatten. Bei den zwei Jahrzehnte andauernden Kämpfen zwischen den Rebellen im christlichen Süden des Sudan und den Soldaten der moslemischen Regierung in Khartum kamen mehr als 1,5 Millionen Menschen ums Leben, mehr als vier Millionen wurden obdachlos. In dem Konflikt ging es nicht nur um religiöse Differenzen, sondern auch um die Ölvorkommen im Süden des Landes.

Kern des Friedensvertrags ist die Befreiung des Südens von der Scharia und die Einigung auf eine sechsjährige Selbstbestimmung nach sechsmonatiger Vorbereitungszeit. Danach soll per Referendum entschieden werden, ob der Süden Teil des Sudan bleibt oder unabhängig wird. Regionale und internationale Beobachter sowie ausländische Truppen sollen das Friedensabkommen überwachen.

Der Friedensvertrag betrifft nicht die Krisenregion Darfur im Westen des Sudan, in der seit Frühjahr 2003 ebenfalls Bürgerkrieg herrscht. Dort kämpfen zwei Rebellengruppen gegen die von der Regierung in Khartum unterstützten arabischen Janjaweed-Milizen. Laut UN-Schätzungen wurden seitdem etwa 70.000 Menschen getötet und 1,5 Millionen in die Flucht getrieben. Das Abkommen für den Süd-Sudan gilt indes als unerlässlich für Fortschritte der Friedensgespräche zwischen Regierung und Rebellen in Darfur.

EU nimmt Hilfe wieder auf

Die EU-Kommission hat nach dem Friedensschluss in Sudan die Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Hilfe für das afrikanische Land angekündigt. „Die Kommission steht bereit, um die Umsetzung der Vereinbarung mit finanzieller und technischer Hilfe zu unterstützen“, heißt es in einer am Sonntag in Brüssel veröffentlichten Erklärung der Kommission. Die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit werde „zur Friedensdividende beitragen, auf die die Menschen in Sudan gewartet haben“.

„Der Nord-Süd-Krieg ist beendet. Der Frieden muss jetzt rasch und effizient mit der nötigen politischen Bereitschaft und der Mitwirkung aller gewonnen werden. Dies setzt eine fortgesetzte Kompromissbereitschaft beider Seiten im Geist und gemäß dem Buchstaben des Friedensabkommens voraus“, erklärte die EU-Kommission. Man hoffe, dass der Friedensprozess auch „eine positive Auswirkung“ auf den Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur haben werde. Dort wird die afrikanische Bevölkerung von arabischen Milizen terrorisiert.

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