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Sudan: Afrikaner sollen Krise selbst lösen

Nach dem Grundsatzbeschluss des deutschen Bundestages wird die Bundeswehr nun erstmals Unterstützung für die afrikanische Friedensmission in Darfur leisten.

Deutschland stationiert keine Soldaten im Sudan, sondern gibt logistische Hilfe und fliegt in Kürze 200 gambische Soldaten in die westsudanesische Krisenregion. Hintergrund ist, dass die Afrikaner selbst den Sudan befrieden und nur Hilfe zur Selbsthilfe in Anspruch nehmen sollen. Für die Schutztruppe der Afrikanischen Union (AU) sind bereits etwa 800 AU-Soldaten aus Nigeria und Ruanda in Darfur.

Der Einsatz der Bundeswehr soll nach Regierungsangaben am Donnerstag beginnen und spätestens bis zum 24. Dezember abgeschlossen sein. Neben den gambischen Soldaten werden auch rund zwölf Tonnen Fracht, darunter auch Gefahrgut, in den Sudan gebracht. Start des Transporteinsatzes ist im bayerischen Penzing, wo das Lufttransportgeschwader 61 sitzt. Zuerst geht es in die gambische Hauptstadt Banjul, von dort aus sollen Personal und Material über den Tschad in den Sudan geflogen werden. Dazu sind Transportflugzeuge sowie ein Airbus 310 im Einsatz. Für die logistische Hilfe werden 60 bis 70 deutsche Soldaten benötigt; das Bundestagsmandat von maximal 200 Soldaten wird somit nicht ausgeschöpft.

Der Westen des Sudan wird seit Februar 2003 von einem gewaltsamen Konflikt zwischen der Zentralregierung in Khartum und örtlichen Rebellenbewegungen zerrissen. Mindestens 70.000 Menschen wurden nach UNO-Schätzungen getötet, 1,8 Millionen wurden vertrieben. Der Konflikt in Darfur, das ungefähr so groß wie Frankreich ist, wird von der UNO als derzeit schwerste humanitäre Krise weltweit betrachtet. Im April wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der aber nicht eingehalten wird.

Für die AU, einem Verbund aus mehr als 50 afrikanischen Staaten, ist der Einsatz in Darfur ein wichtiger Testfall. Es ist das erste Mal, dass die Organisation einem ihrer Mitgliedsstaaten eine Schutztruppe aufzwingt, ohne dass vorher ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde. Die Kosten der AU-Schutztruppe für Darfur werden grob auf 222 Millionen Dollar (167 Millionen Euro) im Jahr geschätzt. Deutschland hat bilateral 2,25 Millionen Euro, die EU insgesamt 92 Millionen Euro für die Krisenregion zur Verfügung gestellt.

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