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Südafrika: Ex-Vize-Präsident angeklagt

Unter dem Vorwurf der Vergewaltigung einer 31-jährigen Aids-Aktivistin steht Südafrikas früherer Vize-Präsident Jacob Zuma seit Montag in Pretoria vor Gericht.

Zum Auftakt gab Zuma zwar Geschlechtsverkehr mit der Frau zu, bestritt aber Gewaltanwendung.

Die Klägerin, die Zumas Familie nahe steht, belastete dagegen sowohl ihn wie einen regionalen Finanzminister. Letzterer habe versucht, nach Bekanntwerden des Falls ihr Schweigen zu erkaufen. Zudem habe sie auf Druck eines Polizeioffiziers die Medien belogen. Da sich eine Sonntagszeitung nicht von der Veröffentlichung des Falles abbringen lassen wollte, habe sie auf polizeiliche Anweisung die Konkurrenzzeitung angerufen und eine Vergewaltigung bestritten.

Der von vereinzelten Krawallen vor dem Gerichtsgebäude begleitete Prozess findet einen Monat später als geplant statt, weil sich einer der Richter für befangen erklärt hatte. Dessen Stellvertreter hatte abgelehnt, den Vorsitz zu übernehmen, weil der Angeklagte ein uneheliches Kind mit seiner Schwester gezeugt hatte.

Zuma, der im vergangenen Jahr wegen seiner Verwicklung in eine Korruptionsaffäre entlassen worden war, hat trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe bei großen Teilen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit an Popularität gewonnen. Viele seiner Anhänger sehen den ehemaligen Anti-Apartheidsheld als möglichen Nachfolger von Präsident Thabo Mbeki.

Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten am Montag mehrere hundert Zuma-Anhänger mit Plakaten, auf denen sie der Klägerin unlautere Absichten unterstellten. Ihnen standen Menschenrechtsaktivisten gegenüber, die einen verschärften Kampf gegen die hohe Zahl der Vergewaltigungen im Lande forderten. Laut Statistiken werden in Südafrika jede Woche durchschnittlich 1.000 Frauen mit Gewalt zum Sex gezwungen. Pro Jahr kommt das Land auf 55.114 gemeldete Fälle, von denen die wenigsten vor Gericht zu einer Bestrafung der Täter führen. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass überhaupt nur einer von neun Fällen angezeigt wird.

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