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Südafrika: Apartheid-Opfer klagen

Opfer der Apartheid verklagen die südafrikanische Regierung. Mit Hilfe von US-Staranwalt Ed Fagan sollen rund 20 Milliarden Dollar erstritten werden.

Mit einer Sammelklage wollen sechs Opfer der südafrikanischen Apartheid-Herrschaft von der Regierung ihres Landes und führenden internationalen Unternehmen rund 20 Milliarden Dollar (16,5 Mill. Euro) erstreiten. Der auf große Schadenersatzfälle spezialisierte US-Staranwalt Ed Fagan gab am Montag bekannt, dass die Klage am Samstag bei einem US-Gericht im Bezirk New York eingereicht worden sei. Das Geld solle in einen „humanitären Fonds“ eingezahlt werden.

Die Forderung an die Regierung unter Staats- und Regierungschef Thabo Mbeki und die Firmen setzt sich demnach aus zwei Teilen zusammen: Zehn Milliarden Dollar (8,3 Milliarden Euro) wegen „Völkermords, Enteignung und anderer ungerechter Taten“, die internationale Unternehmen zur Zeit der Apartheid begangen hätten; weitere zehn Milliarden Dollar, weil die Regierung es zugelassen habe, dass Unternehmen weiter „Opfer ausbeuten“ und deren Rechte verletzten.

Die 1994 nach der Zeit der Apartheid an die Macht gekommene Regierung Mbekis habe bei der „Erfüllung ihrer Verpflichtungen versagt“ und werde zudem der „Verschwörung mit bestimmten Unternehmen zur Verletzung der Rechte dieser Menschen“ angeklagt, sagte Fagan. Bei den Unternehmen handelt es sich um die Bergbaukonzerne Anglo American und Goldfields, den US-Computerriesen IBM, die Schweizer UBS Bank und den örtlichen Ölkonzern SASOL. Ein Sprecher der Regierung zeigte sich siegessicher. Kritik äußerte er an Fagans Strategie, in den USA Klage einzureichen. Südafrikanische Fälle sollten auch in Südafrika verhandelt werden, sagte der Sprecher.

Unter den Klägern ist die Mutter des im Juni 1976 bei Unruhen im Township Soweto getöteten 13-jährigen Hector Petersen. Das Foto, das zwei Teenager bei den vergeblichen Rettungsbemühungen von Petersen zeigt, wurde zu einem Symbolbild für den Kampf gegen die Rassendiskriminierung in Südafrika. Fagan war zuletzt im Zusammenhang mit Entschädigungsforderungen für die Angehörigen der Opfer des Gletscherbahn-Unglücks von Kaprun in Österreich aufgetreten. In Deutschland sorgte er für Aufsehen, als er der Deutsche Bahn im vergangenen Jahr mit einer Sammelklage in den USA wegen des ICE-Unglücks in Eschede drohte.

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