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Sucker Punch

Alice im Actionland: "Sucker Punch" ist eine Mischung aus altväterlichen Sexfantasien, Schmuddel, Blut und Gewalt. Ab 1. April im Kino.
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Irgendwo in den USA in den 1950-er Jahren: Ein fetter, verschwitzter Kerl vergewaltigt ein Mädchen und bringt es um. Dessen ältere Schwester Babydoll (Emily Browning) kann nichts tun. Perverser Weise schiebt der Verbrecher seiner Stieftochter die Tat in die Schuhe und Babydoll in eine Nervenheilanstalt ab. Dort schlüpft sie in verschiedenen Tagträumen in die Rolle einer kampflustigen Super-Heldin und flüchtet so in die Freiheit der Fantasie.

Schon mit dieser Eingangssequenz von “Sucker Punch” ist die optische Raffinesse des ersten von Zack Snyder auch selbst geschriebenen Films deutlich: Der Stil vereint vor allem Elemente des Comics und der Computerspiel-Gestaltung. Nichts und niemand sieht real aus. Alles wirkt stark überzeichnet, jede Person ist extrem grell geschminkt.

Grell und extrem sind auch die zahllosen Kampfszenen mit übergroßen Samurai, feuerspeienden Drachen, Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und mutierten Cyborgs. Unzählige Lebewesen werden von Babydoll und ihren Freundinnen wie am Fließband abgeschlachtet. Der Action-Faktor liegt extrem hoch. Und auch der Schockfaktor: Beispielsweise spielt eine Lobotomie, ein heutzutage kaum mehr angewandter brutaler neurochirurgischer Eingriff, eine zentrale, von der Regie genüsslich ausgeschlachtete Rolle.

“Sucker Punch” wirkt wie eine krude Mischung aus Kassenhits wie “Inception”, “Shutter Island”, “Matrix”, “Alice im Wunderland” und “Chicago”. Zum Soundtrack, der vor allem lautstarke Pop-Songs von Björk bis zu Queen präsentiert, wird nahezu unentwegt getanzt, gekämpft und gemordet. Eine schlüssige Geschichte jedoch wird nicht erzählt, handfeste Charaktere sind nicht zu entdecken. Weil durchweg wirkend wie am Reißbrett entworfen, löst der Horror auch weniger Schrecken denn unfreiwillige Heiterkeit aus.

In den USA, wo der Film vor einer Woche in den Kinos anlief, hagelte es Verrisse. Richard Roeper von der in Chicago erscheinenden “Sunday-Times”, einer der einflussreichsten US-Kritiker, schrieb zum Beispiel: “”Sucker Punch” beweist, dass ein Film laut sein kann, voller Action und schöner junger Frauen – und einen dennoch zu Tode langweilen kann.”

Nahezu alle weiblichen Figuren werden grobschlächtig als Objekte männlichen Begehrens ausgestellt. Von Emily Browning angeführt, treten sie in fadenscheinigen Kostümchen auf. Die jungen Frauen wirken, als wären sie einem der Softpornofilmchen der bundesdeutschen Schmuddel-Serie “Schulmädchen-Report” der 1970-er Jahre entstiegen. Das wirkt nicht anziehend, sondern albern, oft sogar abstoßend.

Bisher liegen die Kasseneinnahmen in den USA unter den Erwartungen des Publikums. Wenn es dabei bleibt, würde sich wohl niemand wundern, wenn Zack Snyder noch kurz vor Drehbeginn die versprochene Regie des nächsten “Superman”-Streifens wieder weggenommen werden würde. (Peter Claus-dpa/APA – VOL Redaktion) 

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