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Sturmflut droht "Costa Concordia" zu versenken

"Costa Concordia" droht zu sinken
"Costa Concordia" droht zu sinken ©EPA
Die Tauchermannschaften vor der toskanischen Insel Giglio haben die Suche nach weiteren Vermissten im Wrack des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" wieder aufgenommen.
Kapitän Schettino im Verhör
Aktuelle Schiffs-Bilder
Rettung im Kampf gegen die Zeit
Schiffswrack droht abzurutschen
Weiter Suche nach 28 Vermissten
"Jeder war auf sich allein gestellt"
Grafik: Die "Costa Concordia"
Kapitän: "Bin ins Boot gestürzt"
Namensliste wurde veröffentlicht
So soll das Wrack geborgen werden
Telefonat belastet Kapitän schwer

Die Aktion hatte am Mittwoch vorübergehend eingestellt werden müssen, weil sich das havarierte Kreuzfahrtschiff bewegt hatte. Die Stabilität des Schiffes wurde geprüft, um das Leben der Taucher nicht zu gefährden. Die Lage sei jetzt sicher genug, um die Suche wieder aufzunehmen, betonten die Rettungsmannschaften am Donnerstag.

Mit Sprengkörpern wollen sich die Tauchermannschaften Zugang zu jenen Teilen des Wracks verschaffen, zu denen sie noch nicht vorgedrungen sind. 22 Menschen verschiedener Staatsangehörigkeiten werden nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes “Costa Concordia” noch vermisst. Mindestens elf Menschen kamen bei dem Unglück um, berichtete der Vize-Verkehrsminister Mario Ciaccia. Zuletzt wurde einer der fünf Männer identifiziert, die am Dienstag geborgen wurden.

“Wettlauf gegen die Zeit”

Die Regierung Monti will fünf Millionen Euro für die Rettungsaktion zur Verfügung stellen. Der Ministerrat werde laut Clini den Notstand in dem von der Katastrophe betroffenen Gebiet ausrufen. Dadurch soll schnelle Hilfe ermöglicht und zusätzliche Geldmittel locker gemacht werden. Clini warnte im Parlament vor der Gefahr, dass das Schiff von den Felsen rutschen könnte, auf denen es derzeit ruht. Somit würde es extrem schwierig werden, das Dieselöl abzupumpen. “Wir sind im Wettlauf gegen die Zeit”, meinte der Minister.

Die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage könnte schon ab dem morgigen Donnerstag mit dem Abpumpen des Treibstoffs der vor der toskanischen Küste havarierten “Costa Concordia” beginnen. Mehr als zwei Wochen lang könnte die Bergungsfirma mit Sitz in Rotterdam benötigen, um die 2.400 Tonnen Dieselöl aus dem Kreuzfahrtschiff zu entfernen. “Der Beginn der Operation hängt von der Wetterlage ab, wir können keine Prognosen machen”, so der Minister. Premier Mario Monti dankte der Bevölkerung der Insel Giglio, vor der das Schiff havariert war, für den Einsatz zur Rettung der Passagiere und des Besatzungspersonals. “Die Großzügigkeit der Bevölkerung ist beeindruckend”, sagte Monti.

Der Kapitän der “Costa Concordia”, der am Dienstagabend unter Hausarrest gestellt wurde, machte inzwischen erste Geständnisse. Der 52-jährige Francesco Schettino gab schwere Fehler zu. Er habe sich zu sehr der Insel Giglio genähert und das Schiff sei gegen einen Felsen gefahren. Er bestritt jedoch, nach dem Unfall geflüchtet zu sein.

Manöver “Die Verneigung”

Der Kapitän, seit 2006 im Dienst der Reederei Costa Crociere, dem Betreiber der “Costa Concordia”, gab zu, dass er vor der Insel ein Manöver namens “Die Verneigung” durchführen wollte, bei dem das Schiff mit voller Beleuchtung und Sirenen die Küstenbewohner grüßt. Damit wollte Schettino einen befreundeten Kapitän grüßen, mit dem er telefonierte. “Das Manöver war schon beim Start in Civitavecchia beschlossen worden, doch ich habe einen Fehler gemacht. Ich kenne die Strecke gut und ich hatte das Manöver schon drei- oder viermal vollführt. Diesmal bin ich in zu seichtes Wasser geraten. Ich weiß nicht, warum das passiert ist. Ich war Opfer meiner Gedanken”, sagte Schettino den Ermittlern.

Die Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto, die nach dem Kentern der Costa Concordia ermittelt, will Einspruch gegen den Hausarrest für Schettino einlegen. Der Kapitän habe sich auf verheerend verantwortungslose Weise verhalten, betonte Verusio. Nachdem das Schiff wegen eines falschen Manövers gegen einen Felsen geraten sei, habe Schettino den Luxusliner verlassen, während die Evakuierungsaktion noch voll im Gange war. Er habe von einem Felsen aus das sinkende Schiff beobachtet, sagte Verusio. Damit habe er die Passagiere sich selbst überlassen, darunter 300 Kinder und Behinderte. Die Staatsanwälte protestierten laut gegen den Beschluss einer Untersuchungsrichterin, Schettino unter Hausarrest zu stellen. “Wir können eine Person nicht im Gefängnis halten, nur weil es die Öffentlichkeit verlangt”, erwiderte Untersuchungsrichterin Valeria Montesarchio laut italienischen Medien.

Die Staatsanwaltschaft wirft Schettino mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und das Verlassen des Schiffes mitten während der Evakuierung vor. Ihm drohen bis zu 15 Jahren Haft. Inzwischen liefen die Ermittlungen weiter. Zwei Offiziere, die mit Schettino am Abend der Katastrophe das Schiff verlassen hatten, sind ins Visier der Staatsanwälte geraten. Ermittlungen sollen auch gegen den für Krisen zuständige Manager der Rederei Costa Crociere eingeleitet werden.

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