Einen “Rechtsruck” können die Studienautoren vom SORA-Institut und dem Institut für Strategieanalysen aus ihren am Freitag präsentierten Zahlen aber nicht herauslesen: Zwar lag die FPÖ bei den Jungwählern mit 18 Prozent leicht über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Allerdings schnitt das BZÖ deutlich schwächer ab, die Grünen deutlich besser. Bei den Lehrlingen ist die FPÖ aber stärkste Partei.
Eigentlich hätte die drei Wochen nach der Wahl durchgeführte Umfrage unter 1.000 Jugendlichen (Schwankungsbreite: plus/minus 3 Prozentpunkte), ergänzt um Tiefeninterviews und Gruppendiskussionen, bereits am 23. April veröffentlicht werden sollen. Damals wurde die Pressekonferenz ohne Angabe von Gründen abgesagt. Erst nachdem der “Kurier” am Donnerstag einen Teil der Ergebnisse veröffentlichte und von massivem Druck der SPÖ berichtete, die Daten unter der Decke zu halten, gingen die Autoren mit der Studie an die Öffentlichkeit.
Zwar dementierte SORA-Mitarbeiterin Eva Zeglovits offiziell die Darstellung, es habe politischen Druck gegeben. Sie begründete die Absage der damaligen Pressekonferenz damit, dass das Thema angesichts des Schulstreits um die Lehrverpflichtung Ende April untergegangen wäre. Freilich wurde die Studie mit Ausnahme der BZÖ-geführten Kärntner Landesregierung vor allem von SP-dominierten Institutionen finanziert (Kanzleramt, Unterrichtsministerium, Parlament und Gemeinde Wien) – und für die SPÖ sind die Studienergebnisse besonders unangenehm.
Im Durchschnitt aller Jugendlichen kam die SPÖ bei der Nationalratswahl nur auf zwölf Prozent. Stärkste Partei war mit 22 Prozent die ÖVP, deren Jungwähleranteil aber ebenfalls unter dem Gesamtergebnis von 26 Prozent lag. Etwas besser als im Durchschnitt lag die FPÖ mit 18 Prozent bei den Jungwählern gegenüber 17,5 Prozent beim Gesamtergebnis. Deutlich überdurchschnittlich schnitten die Grünen ab: 14 statt 10,4 Prozent. Den schwächsten Jungwähleranteil hatte das BZÖ mit sechs Prozent gegenüber 10,7 bei der Wahl. Ausreißer war hier Kärnten mit 27 Prozent.
Besonders besorgniserregend aus Sicht der SPÖ: Bei den Erwerbstätigen Jugendlichen (Lehrlingen) ist die FPÖ mit 25 Prozent stärkste Partei. Die SPÖ folgt mit 14 Prozent erst auf Rang drei hinter der ÖVP (20 Prozent). Und auch in der SP-Hochburg Wien lag die FPÖ mit 24 Prozent der Jungwähler an der Spitze, dahinter folgten mit 22 Prozent die Grünen und erst auf Platz drei die SPÖ (20 Prozent). Trotzdem war Wien noch das Beste Jungwähler-Ergebnis der Sozialdemokraten, dahinter folgten das Burgenland (16) und Oberösterreich (15 Prozent). Die ÖVP kam in Wien nur auf sieben Prozent. Ihre Hochburgen waren Salzburg (35), Tirol (31) und Niederösterreich (28 Prozent). Die Grünen hatten ihr zweitbestes Jungwählerergebnis nach Wien in Vorarlberg (20).
Die Politikwissenschafterin Ulrike Kozeluh, die im Rahmen der Studie Interviews mit Jugendlichen durchführte, macht die fehlende ideologische Positionierung der SPÖ für das schlechte Abschneiden bei den Jugendlichen verantwortlich. “Die SPÖ ist zu diffus”, sagte Kozeluh und betonte, “dass die Jugendlichen von den Parteien eine Reideologisierung verlangen – geschärfte Inhalte. Sie wollen die Parteien unterscheiden können.” Die FPÖ könne bei manchen Jugendlichen daher mit knappen, klaren Botschaften punkten.
Außerdem brachte die Studie einen starken Zukunftspessimismus der Jugendlichen zutage: Die Mehrheit geht davon aus, dass sich Arbeitsplatz-, Einkommens- und Pensions-Situation für sie verschlechtern wird. Gespalten sind die Jugendlichen beim Ausländerthema: Während 46 Prozent das Recht von Moslems auf eine Moschee bejahen, lehnen es 31 Prozent ab. 34 Prozent bezeichnen Zuwanderung als gut für die Wirtschaft, 29 Prozent nicht.