AA

Studie: Potenzial älterer Menschen für den Arbeitsmarkt größer als gedacht

Eine Studie zeigt das Potenzial älterer Personen für den Arbeitsmarkt.
Eine Studie zeigt das Potenzial älterer Personen für den Arbeitsmarkt. ©Canva (Symbolbild)
Offenbar verbirgt sich bei älteren Personen, die gerade ihr Pensionsantrittsalter erreicht haben, größeres Potenzial für den Arbeitsmarkt als bisher gedacht.

Denn in dieser Phase fühlen sich einige Menschen für eine kurze Zeit fähiger, einen Job zu finden und einer Arbeit nachzugehen, als davor. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Forscher vom Institut für Höhere Studien (IHS) und der Universität Wien auf Basis einer Panelerhebung der Statistik Austria durchgeführt haben.

Grundsätzlich nehmen - wenig verwunderlich - Fähigkeit zur Erwerbsarbeit und Möglichkeit, eine solche zu finden oder zu behalten, mit zunehmendem Alter ab, wie Studienautorin Monika Mühlböck vom IHS am Mittwoch bei einem Pressegespräch erklärte. Bisher nicht genauer untersucht wurde in Österreich aber, wie sich das Erreichen des Pensionsantrittsalters auf diese "subjektive Beschäftigungsfähigkeit", die im Zusammenhang mit der Motivation für Arbeit steht, auswirkt. So sei man bis vor kurzem davon ausgegangen, dass sich der "negative Alterseffekt" weiter verstärkt, etwa dadurch, dass gefühlt Kompetenzen in der erwerbsfreien Zeit verloren gehen und sich die Menschen damit weniger fit für den Job fühlen. Auch nahmen Sozialwissenschafter bisher an, dass die Wahrnehmung des eigenen Alters durch die Zäsur, die die Pension für Menschen darstellt, an sich schon negativ auf die individuelle Sicht eigener Möglichkeiten wirkt.

Menschen nach Pensionsantritt kurzzeitig motivierter

Diese Thesen haben sich durch die Untersuchung, die durch neue Daten aus der langlaufenden Panelstudie "Austrian Socio-Economic Panel" (ASEP) ermöglicht wurde, allerdings großteils nicht untermauern lassen. Im Gegenteil: "Wir sehen, anders als auf Basis der Theorie, dass die subjektive Beschäftigungsfähigkeit mit Erreichen des Pensionsantrittsalters keinen Sprung nach unten, sondern sogar einen Sprung nach oben macht. Das heißt, kurzfristig nimmt die subjektive Beschäftigungsfähigkeit sogar zu, bevor es danach einen erneuten Rückgang gibt", so Mühlböck. Es ergebe sich also eine Art zeitliches Fenster mit dem Potenzial, Menschen zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu ermutigen.

Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des damit einhergehenden massiven Verlusts an qualifizierten Arbeitskräften und des wachsenden Drucks der Pensionen auf die Staatskassen seien diese Ergebnisse interessant, hielt Mühlböck bei dem von der Initiative "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz" organisierten Mediengespräch fest. Freilich treffen die Resultate der Studie nicht auf jede und jeden zu: Bei Frauen etwa sei der "Sprung" nach oben tendenziell stärker als bei Männern, weil sie aktuell noch früher in Pension gehen. Ähnliches war bei höher qualifizierten Personen und Menschen mit guter Gesundheit zu beobachten.

Wifo-Studie sieht Handlungsbedarf für die Politik

Neue Erkenntnisse zur Demografie-Thematik und ihrer Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt liefert auch eine rezente Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Auftrag der Arbeiterkammer (AK): Demnach würden, wenn die Politik nicht aktiv wird, bis 2029 gut 51.000 mehr Menschen mit Lehrabschluss in Pension gehen, als Personen mit Lehrabschluss am Arbeitsmarkt nachrücken. Zusätzliches Resultat wäre ein jährlich rund 0,1 Prozent niedrigeres Wirtschaftswachstum.

In diesem Szenario könnten Unternehmen offene Stellen häufig nicht nachbesetzen, es würden Kosten für die Suche nach passenden Fachkräften anfallen und Investitionen müssten aufgeschoben werden. Und in kritischen Sektoren wie Gesundheit, Sicherheit und Grundversorgung müssten wohl Services eingeschränkt werden.

Qualifizierung schließt Fachkräftelücke und erhöht Wachstum

Werde allerdings in Qualifizierung investiert, würde dies nicht nur die Kluft bei Fachkräften verkleinern, auch das Wirtschaftswachstum würde steigen, so das Resultat der Studie. Das BIP wäre im Jahr 2029 um 0,1 Prozent höher BIP als unter der Annahme, dass die Politik untätig bleibt. Voraussetzung ist, dass 40.000 Personen auf einen Lehrabschluss "aufqualifiziert" werden. In Anbetracht dessen empfiehlt Wifo-Expertin Julia Bock-Schappelwein der Politik, Ausbildungsangebote massiv auszubauen, wie sie am Mittwoch sagte.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Studie: Potenzial älterer Menschen für den Arbeitsmarkt größer als gedacht
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen