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Streit zwischen EU und Rom wegen Lage der Roma in Italien

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Zwischen Brüssel und der italienischen Regierung ist ein Streit über die Lage der Roma in Italien ausgebrochen. Die EU reagiert pikiert auf die Worte des italienischen Regierungschef Romano Prodi, der Brüssel aufgefordert hat, sich mit dem Problem der Roma-Minderheit auseinanderzusetzen.

„Die Roma stellen ein politisches Problem dar, das sehr kompliziert ist. Wir müssen auf europäischer Ebene nach Lösungen suchen“, hatte Prodi betont, nachdem am Samstag vier Roma-Kinder beim Brand ihres Lagers in der Nähe von Livorno ums Leben gekommen waren.

Ein Sprecher des EU-Kommissars für Sozialfragen, Vladimir Spidla, erwiderte, für die Integration der Roma und anderer ethnischer Minderheiten in Europa habe Brüssel viel getan. „Es gibt diesbezüglich klare Regeln, die die EU-Mitgliedsstaaten voll umsetzen müssen“, sagte der Sprecher. Er rief Italien auf, sich mehr für die Integration der Roma, vor allem auf dem Beschäftigungsmarkt, einzusetzen. Gegen Italien laufe ein Verfahren, weil europäische Richtlinien zur Bekämpfung ethnischer Diskriminierung nicht umgesetzt worden seien.

Der Oppositionspolitiker Pier Ferdinando Casini kritisierte, nur in italienischen Großstädten würden unerlaubte Lager und Bettelei von Roma-Kindern toleriert. Die Opposition forderte die Einsetzung einer Untersuchungskommission, die die Lebensbedingungen der Roma überprüfen solle.

Der Präsident der Roma und Sinti in Italien, Kasim Cizmic, warnte vor schwerer ethnischer Diskriminierung, die vor allem Kinder hart treffe. „Viele Leute hassen uns. Italienische Politiker tun so, als ob wir erst seit kurzem in Italien lebten, dabei sind wir seit Jahrhunderten hier. Viele Roma leben nicht in Lagern, sondern in Wohnungen. Wie in anderen Ländern, zum Beispiel Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Deutschland wollen wir auch in Italien in kleinen Dörfern leben können, doch die Regierung hilft uns dabei nicht. Italien ist das einzige Land, das uns ausgrenzt“, sagte Cizmic.

Vieles muss noch getan werden, um den Analphabetismus unter den Kindern zu bekämpfen. Von den rund 90.000 Roma-Kindern, die Schätzungen zufolge in Italien leben, besucht nur ein Zehntel regelmäßig die Schule. In Italien leben schätzungsweise 170.000 Roma. 30 Prozent davon stammen aus Rumänien, die anderen sind in Italien zur Welt gekommen. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums könnten wegen des EU-Beitritts Rumäniens bald weitere 60.000 Roma nach Italien ziehen.

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