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Streit unter Asylwerbern im Pinzgau endete tödlich

Tödliche Messerattacke in Salzburg
Tödliche Messerattacke in Salzburg ©APA (Webpic/Archiv)
Zu einer tödlichen Messerattacke ist es heute, Dienstag, in einem Asylheim in Mittersill (Pinzgau) gekommen. Bei einem Streit zwischen zwei Asylwerbern hat laut Polizei ein 25-jähriger Armenier gegen 6.00 Uhr einen 30-jährigen Landsmann niedergestochen.

Das Opfer erlag am Vormittag seinen Verletzungen im Krankenhaus Mittersill. Das Motiv der Bluttat war vorerst völlig unklar.

Der Verdächtige hatte schon gestern, Montag, den ganzen Tag über einen stark verwirrten Eindruck hinterlassen. “Er war komplett orientierungslos”, sagte Major Christian Voggenberger vom Landeskriminalamt Salzburg. Die Heimleiterin, Margit Gebauer, verständigte schließlich am Abend den diensthabenden Sprengelarzt und die Polizei.

“Er war sehr aufgeregt. Das spätere Opfer hat ihm auch noch gut zugeredet, damit er ruhig wird, und ist mit ihm auch noch mit spazieren gegangen”, schilderte Gebauer. Bisher habe es seitens des 25-Jährigen, der seit eineinhalb Jahren die Grundversorgung im “Haus Barbara” im Ortszentrum erhält, “keinen Streit und auch kein lautes Wort gegeben”.

Die ärztliche Untersuchung ergab, dass der Mann zwar nicht wegen Selbstgefährdung oder Gefährdung anderer zwangsweise einzuweisen war. Der Armenier begab sich dennoch freiwillig ins Krankenhaus. Bei der Aufnahme befand er sich laut Krankenhausleiter Roland Friedlmeier in einem “ängstlichen Erregungszustand”. “Nach einer Stunde war er völlig ruhig. Er wurde auch mehrmals in der Nacht konsultiert.” Bei der Blutabnahme um etwa 5.15 Uhr sei er “kooperativ und freundlich” gewesen. Nach Einschätzung des Krankenhauses habe es keinerlei Anzeichen gegeben, dass man die Diagnose des Sprengelarztes revidieren müsste.

Gegen 5.30 Uhr schlich sich der Armenier allerdings heimlich aus dem Spital, berichtete der Krankenhausleiter. Eine halbe Stunde später kam es dann zu der Messerstecherei in dem Asylheim. Der Hergang der Bluttat war vorerst vollkommen unklar, weil der mutmaßliche Täter wegen seines Zustandes noch nicht einvernommen werden konnte. Es hätten sich zwar auch die beiden Frauen der Armenier im Haus befunden, so Voggenberger. Ob diese aber direkt Zeugen der Tat waren, sei noch nicht geklärt. Die Vernehmungen seien noch nicht abgeschlossen. Das Opfer wies im Hals- und im Brustbereich zahlreiche Stichverletzungen auf.

Der mutmaßliche Täter kehrte danach wieder ins Krankenhaus zurück, und zwar gegen 6.30 Uhr. “Er wollte seinen Koffer holen. Weil wir niemanden der Freiheit berauben können, verständigten wir die Polizei”, erklärte der Spitalsleiter. Der Mann wurde eineinhalb Stunden nach der Tat in Mittersill gefasst und in die Justizanstalt Salzburg gebracht. Dort wird er medizinisch betreut.

Das Opfer kam erst vor einem Monat nach Mittersill. “Der Mann war ein hilfsbereiter Mensch”, erzählte die Heimleiterin. Zehn Jahre lang sei in dem Asylheim nichts derartiges vorgefallen, “bei uns war Frieden”, betonte Gebauer. “Das Unglück schmerzt mich sehr. Der Mann ist über Nacht vielleicht verrückt geworden. Ich kenne die Ursache nicht. Es gab vorher keinen Streit und keine Bösartigkeit.”

Seit dem Jahr 1999 sind in dem Mittersiller Quartier Flüchtlinge in eigenen Wohnungen untergebracht. Derzeit werden dort 88 Asylwerber versorgt. Die Caritas ist zuständig für soziale Betreuung. “Das Quartier gilt in der Grundversorgung als Vorzeigequartier”, hieß es in einer Aussendung der Landeskorrespondenz. Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler kritisierte gegenüber der APA, dass der Anteil der Asylwerber in Mittersill überproportional groß sei. Der tödliche Zwischenfall solle Anlass dazu sein, über die “verfehlte Integrationspolitik” zu diskutieren.

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