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Streit ums Erbe? Was Wien von Rest-Österreich unterscheidet

Wiener erben häufiger, aber planen weniger.
Wiener erben häufiger, aber planen weniger. ©Canva (Sujet)
Erben ist emotional – und oft konfliktgeladen. Eine aktuelle, repräsentative Studie im Auftrag von Helvetia zeigt: 80 Prozent der Österreicher haben kein Testament, obwohl hohe Vermögenswerte im Spiel sind und viele bereits negative Erfahrungen mit Streitigkeiten im Erbfall gemacht haben.
Tod bleibt ein Tabuthema

Mehr als ein Drittel der Befragten hat bereits geerbt – ebenso viele berichten von Streitfällen in der Familie. 73 Prozent sind überzeugt: Erbschaften führen eher zu Spannungen als zu Zusammenhalt. Ein Viertel hat Angst, dass ein Erbfall die eigene Familie spalten könnte.

Wiener erben öfter

In Wien zeigt sich ein leicht anderes Bild als im Bundesdurchschnitt: Fast die Hälfte der Wiener (47 Prozent) hat bereits ein Erbe erhalten – deutlich mehr als im Rest Österreichs. Gleichzeitig rechnen nur elf Prozent mit einem zukünftigen Erbe, während 38 Prozent annehmen, leer auszugehen. In ganz Österreich erwarten immerhin 22 Prozent noch ein Erbe.

Trotz hoher Erbquote haben nur 17 Prozent der Wiener ein Testament verfasst – auch das liegt unter dem Österreichschnitt. Zudem gibt mehr als die Hälfte an, nichts vererben zu können – ein ebenfalls deutlich höherer Wert als im Bundesdurchschnitt (39 Prozent).

Hohe Vermögenswerte, wenig Absicherung

Rund 42 Prozent der Erben gaben an, über 50.000 Euro geerbt zu haben. Ein Drittel erhielt über 100.000 Euro, 15 Prozent sogar über eine halbe Million. Trotzdem haben nur 20 Prozent ein Testament verfasst – obwohl 82 Prozent sich eine individuelle Nachlassregelung wünschen. Häufig fehlt die konkrete Umsetzung.

Besonders beim Schutz geerbter Vermögenswerte zeigt sich Nachholbedarf: 31 Prozent bewahren Bargeld, Schmuck oder Gold ungesichert zu Hause auf. Nur 40 Prozent nutzen einen Banktresor. Versicherungsexperten raten dringend zu sicherer Verwahrung, insbesondere bei höheren Werten.

Kinder als wichtigste Erben

61 Prozent der Bevölkerung besitzen Vermögenswerte, die sie vererben möchten – meist Immobilien, Bargeld oder Schmuck. Hauptbegünstigte sollen in den meisten Fällen die eigenen Kinder (70 Prozent) oder Partner (31 Prozent) sein. Nur fünf Prozent wollen ihr Erbe spenden. Gleichzeitig will sich jeder Zweite nicht finanziell einschränken, nur um etwas zu hinterlassen.

Erbe als Tabuthema in Wien

Mehr als die Hälfte der Wiener (58 Prozent) würde ein mögliches Erbe als Geldanlage nutzen, 37 Prozent würden es für Reisen ausgeben – mehr als doppelt so viele wie im österreichweiten Vergleich (18 Prozent).

In Wien wird über das Thema Erben seltener offen gesprochen als im Rest des Landes (39 Prozent gegenüber 49 Prozent). Gleichzeitig kommt es in Wiener Familien öfter zu Erbstreitigkeiten: 41 Prozent der Befragten geben an, dass es bei ihnen bereits zu familiären Auseinandersetzungen rund um ein Erbe gekommen ist – österreichweit liegt dieser Wert bei 36 Prozent. 31 Prozent der Wiener fürchten sogar, dass ein Erbfall ihre Familie spalten könnte.

(Red)

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