AA

Streit über religiöse Symbole

Ob Schleier oder Kreuz, in Großbritannien ist ein Streit um religiöse Symbole entbrannt. Bisher waren die Briten stolz auf ihre Liberalität und Toleranz. Diese ist jetzt jedoch in Frage gestellt.

Seit eine moslemische Grundschullehrerin nicht mehr zur Schule kommen darf, weil sie ihren Schleier nicht ablegen will, und eine British-Airways-Mitarbeiterin zu Hause bleiben muss, weil sie darauf besteht, ihr Kreuz an der Halskette über der Uniform zu tragen, wird heftig diskutiert.

Ausgelöst hat die Debatte der ehemalige Außenminister Jack Straw. Der jetzige Fraktionschef der Labour-Partei forderte moslemische Frauen vor einigen Tagen auf, ihr Gesicht nicht mehr mit dem „Zeichen der Abschottung“ zu verhüllen. Der 60-Jährige bittet neuerdings alle verhüllten Frauen, die in seine Sprechstunde im Wahlbezirk Blackburn kommen, den Schleier abzulegen. Radikale Islamgruppen reagierten mit Empörung. Dagegen äußerte der Dachverband britischer Moslems Verständnis.

Dann wurde auch noch bekannt, dass eine 23-jährige Assistenzlehrerin im Februar von der Schulleitung wegen ihres Schleiers suspendiert worden ist. Begründung: Die Schüler an der Grundschule im nordenglischen Dewsbury könnten dem Englisch-Unterricht nicht folgen, weil sie den Mund der Lehrerin nicht sähen. Die Lehrerin erwiderte, ihre Schüler hätten sich nie beschwert.

Staatssekretär Phil Woolas forderte daraufhin die Entlassung der 23-Jährigen, weil sie „den Schülern das Recht auf auf eine vollständige Ausbildung“ versage. Der britische Moslemrat nannte seine Aussage „empörend“ und „rücksichtslos“. Die moslemische Gemeinschaft werde „dämonisiert“.

Doch nicht nur das moslemische Kopftuch gibt Anlass zur Debatte. Auch das christliche Kreuz rückte ins Zentrum der Diskussionen, nachdem eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft British Airways (BA) wegen ihrer Halskette mit einem kleinen Kreuz daran suspendiert wurde. Nadia Eweida erklärte, sie sei gewissermaßen „gezwungen“ worden, unbezahlten Urlaub zu nehmen, sofern sie das Kreuz nicht ablege oder unter ihrer Kleidung verstecke.

Die Check-in-Mitarbeiterin am Flughafen Heathrow will nun die Fluggesellschaft wegen religiöser Diskriminierung verklagen. 200 Kollegen hätten eine Petition zu ihrer Unterstützung unterzeichnet, berichtete die „Daily Mail“ am Montag. BA erklärte, dass es Mitarbeitern generell nicht gestattet sei, Schmuck sichtbar zu tragen – religiöses Symbol oder nicht. Eine Sprecherin sagte weiter, es habe keine Suspendierung gegeben. Der Fall solle weiter untersucht werden.

Regierungsmitglied Peter Hain nannte die Suspendierung „verrückt“. Der Nordirland-Minister sagte, er verstehe nicht, warum Eweida ihr Kreuz nicht tragen dürfe. Britische Christen, hieß es in Berichten, seien empört über die Entscheidung. Die „Daily Mail“ zitierte einen führenden Anwalt für Arbeitsrecht: Was British Airways mache, zeige einen „Grad an Intoleranz, der sehr unbritisch ist.“

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Streit über religiöse Symbole
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen