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Streiks in Chile von Gewalt überschattet

Der erste landesweite Streik seit der Einführung der Demokratie in Chile vor 13 Jahren ist von Gewalt überschattet worden. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Bei Zusammenstößen der Polizei mit Demonstranten am gestrigen Mittwoch (Ortszeit) in Santiago de Chile wurde mindestens ein Beamter verletzt. Die Polizei hatte versucht, den Protestmarsch durch die wichtigste Straße der Hauptstadt in der Nähe des Präsidentenpalastes zu verhindern und setzte dabei Tränengas und Wasserwerfer ein. Einige Demonstranten wehrten sich mit Schlagstöcken und Steinen. Mehrere Schaufenster gingen zu Bruch, Autos wurden beschädigt. 70 Menschen wurden bei den Krawallen festgenommen. Nach Gewerkschaftsangaben nahmen 3.000 Menschen an der Demonstration teil.

Der Chef der größten chilenischen Gewerkschaft CUT, die zu dem Streik aufgerufen hatte, sprach von einem erfolgreichen Arbeitskampf. Innenminister Jose Miguel Insulza stellte dagegen eine geringe Beteiligung fest. Die öffentlichen Verkehrsmittel in der Sechs-Millionen-Einwohner-Metropole Santiago waren am Mittwoch nur zum Teil von dem Ausstand betroffen. Laut Bildungsministerium erschienen in der Früh 60 Prozent der Lehrer bei der Arbeit. In fünf von sechs öffentlichen Krankenhäusern der Hauptstadt wurde nach Behördenangaben normal gearbeitet. An einer Kupfermine blockierten Streikende den Zugang.

Die mit 640.000 Mitgliedern stärkste Arbeitnehmervertretung CUT will mit dem Streik bessere Bedingungen für Arbeiter und eine Beschränkung des Marktliberalismus erzwingen. Der größte Streik seit dem Ende der von 1973 bis 1990 dauernden Militärdiktatur offenbart einen tiefen Riss zwischen der von Sozialisten und Kommunisten dominierten CUT und der Regierung des sozialistischen Präsidenten Ricardo Lagos. „Ihr braucht einen guten Grund, um zu streiken, und das Land weiß nicht, welches die Gründe sind“, kritisierte Lagos den Ausstand. Sozialistenchef Gonzalo Martner sagte dagegen, manchmal müssten „Arbeiter sich Gehör verschaffen“.

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