Strategiepapier von Industriellenvereinigung zu Wirtschaftsstandort Österreich

Das World Competitiveness Ranking der IMD Business School zeigt den Wirtschaftsstandort Österreich in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich mit deutlichen Einbußen. Dänemark - die Nummer 1 im Ranking - punktet mit der grünen und digitalen Transformation. Und die Regierung sorge für Planungssicherheit, betonte Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), am Donnerstag.

Industriellenvereinigung empfiehlt "Österreich Fahrplan" für Standort
Hohe Abgaben, dafür ein Mangel an Fach- und Arbeitskräften sowie eine überbordende Bürokratie seien die größten Hemmschwellen für den Industriestandort Österreich. Daher sei es an der Zeit, hier gegenzusteuern, sagte der Industrielle Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) vor Journalisten. Rund 800 Fachleute haben im Rahmen der IV-Fachausschüsse eine Handlungsempfehlung ausgearbeitet.
Demnach sollte die Abgabenquote bis 2030 von derzeit 43,5 Prozent auf 40 Prozent gesenkt werden, sagte Knill. Ein gut ausgebauter Sozialstaat müsse nicht zwangsläufig mit einer hohen Abgabenquote Hand in Hand gehen, betonte die IV in ihrem Strategiepapier. Länder wie Island (34,9 Prozent), die Niederlande (39,9 Prozent) aber auch westliche Drittstaaten wie Japan (28,1 Prozent) hätten deutlich niedrigere Abgabenquoten. "Ein Prozentpunkt weniger entspricht 4,5 Milliarden Euro", veranschaulichte Knill den Effekt. Dennoch würden die Einnahmen für den Staat bis 2030 steigen.
Mehr Fachkräfte durch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften sei ein weiteres Problem des Industriestandortes Österreich, betonte der IV-Präsident. Ein Schritt sei die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mehr in die Bildung zu investieren. In den nächsten 10 bis 12 Jahren würde laut Experten eine Lücke von rund 540.000 Erwerbstätigen entstehen. Bis 2027 wolle die Regierung mindestens 15.000 Rot-Weiß-Rot-Karten jährlich ausstellen. Allerdings bedürfe es dazu gemeinsamer Anstrengungen, einen Ausbau der Auslandsschulen sowie gezielte Initiativen. Aktuell sei Österreich im OECD-Vergleich für hochqualifizierte Arbeitskräfte nicht sehr attraktiv, sondern im schlechteren Mittelfeld, sagt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Schweden, Schweiz oder Neuseeland seien hier in einer deutlich besseren Position.
Industriellenvereinigung will weniger Bürokratie und schnellere Bewilligungen
Die Bürokratie belaste die Industrie zusätzlich, führte die IV in ihrem Strategiepapier an. Die Infrastruktur - sowohl bei der Straße als auch bei leistungsfähigen Netzen und einem Breitbandinternet - seien dringend notwendig. Zwar gebe es mittlerweile einige Verbesserungen. Um etwa die im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz definierten Ziele erreichen zu können, bedürfe es jedoch kürzerer Genehmigungsverfahren. "Wenn diese Verfahren vier bis fünf Jahre dauern, geht sich das nicht mehr aus", merkte der IV-Präsident an.
Projekte "von höchstem allgemeinen Interesse" sollten nach Ansicht der IV innerhalb von 12 Monaten bewilligt werden. "Das könnten zum Beispiel Projekte im Rahmen des Nationalen Energie- und Klimaplans sein", sagte Knill. Die Aussicht auf lange Genehmigungsverfahren halte Unternehmen ab, einige Großprojekte in Angriff zu nehmen, ergänzte Neumayer.
(APA/Red)