Alle anderen Vorstandsmitglieder der ÖVP gaben sich beim Betreten der Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse ausgesprochen zugeknöpft. Parteiobmann Josef Pröll werde nach der Sitzung die Entscheidung bekanntgeben, war die Standardantwort der meisten ÖVP-Granden.
Die Reihe der kolportierten Absagen ist eine lange. So soll dem Vernehmen nach Ex-Außenministerin Ursula Plassnik für den Posten einer EU-Spitzenkandidatin für die ÖVP ebenso abgewunken haben wie die amtierende Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, die sich ja Hoffnungen macht, auch künftig Kommissarin zu sein.
Die ÖVP hat bisher alle drei Wahlen mit einer einzigen Spitzenkandidatin, Ursula Stenzel, bestritten. Heuer muss sie jemand anderen küren. Denn Stenzel ist im Dezember 2005 aus dem EU-Parlament ausgeschieden, weil sie Bezirksvorsteherin in Wien-Innere Stadt wurde. Dies bescherte Hubert Pirker die Rückkehr ins EU-Parlament, der dort seit der ersten Wahl 1996 saß, bei der Wahl 2004 aber den Einzug zunächst nicht schaffte. Ohne Unterbrechung hält Paul Rübig seit der ersten EU-Wahl sein Mandat. Von den bisher sechs ÖVP-Mandataren haben Agnes Schierhuber und Reinhard Rack angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Neben Karas, Pirker und Rübig will auch Richard Seeber wieder antreten.
Ungelöst war bis zuletzt die Frauenfrage. Bisher war die ÖVP-Riege ja nur mit einer Frau und fünf Männern vertreten, nun dürfte man doch versuchen, zumindest zwei Frauen auf die Liste zu bringen, hieß es.