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Strache-Kreuzzug bringt Kirche auf

Kritik an FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nimmt zu
Kritik an FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nimmt zu © APA

Die Instrumentalisierung von Religion durch die FPÖ im Wahlkampf hat Kirchenvertreter zur scharfen Kritik veranlasst. Dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit einem Kreuz in der Hand gegen den Bau einer Moschee zu Felde zog, missfällt nicht nur dem Salzburger Weihbischof Andreas Laun. “Er versuchte, das Kreuz für seine Politik zu benutzen und das weise ich zurück. Er kann nicht im Namen des Kreuzes auftreten und die katholische Kirche vor seine Politik spannen, das kann keine Partei in Österreich tun”, sagte Laun im APA-Gespräch. Außerdem: “So ein großartiger Katholik ist er wahrscheinlich nicht”, meinte der Bischof in Richtung Strache.

Keine Freude hat der Weihbischof auch mit dem Plakattext “Abendland in Christenhand”: “Der Slogan ist politisch gemeint, nicht christlich. Gott schützt alle Menschen, nicht nur die Christen.” Der Slogan klinge so, als würde die Kirche alle Andersdenkenden ausgrenzen. “Christen wünschen allen anderen Menschen, dass sie zu Christen werden. Aber sie streben nicht die politische Herrschaft über Europa an. Sie wollen nicht alle Nicht-Christen ausbürgern oder sonst wie entrechten. Diese Haltung verlangen sie mit Nachdruck auch von jeder anderen Religion, auch vom Islam.” Einen heftigen rot-blauen Schlagabtausch um den EU-Wahlkampf gab es auch im Nationalrat (s. eigene Tagesmeldung).

Maximilian Fürnsinn,Probst des Augustiner-Chorherrnstiftes Herzogenburg in NÖ, sprach im “News” sogar von einem “eklatanten Missbrauch” des Kreuzes. “Ein Mensch, der in dieser Form das Kreuz missbraucht, ist auch fähig, über Leichen zu gehen. Ich sage das in aller Deutlichkeit.” Strache, der sich als Retter des christlichen Abendlands inszeniert, holte in dem Magazin seinerseits zum Rundumschlag gegen den heimischen Klerus aus: “Feige und mutlos – das ist leider Gottes der Eindruck, den man oftmals gewinnt, wenn man sich manche maßgeblichen Kirchenfunktionäre anschaut.”

Aber nicht nur Straches Kreuz-Auftritt löste Kopfschütteln aus. Zu Wort meldeten sich am Dienstag auch die Kinderschützer, die sich wiederum an Straches Erziehungsmethoden stoßen. Der zweifache Vater Strache hatte ja am Wochenende empfohlen, die für die Neonazi-Störaktion in der KZ-Gedenkstätte verantwortlichen Jugendlichen “an den Ohren” zu ziehen und ihnen eine “ordentliche Tachtel” zu gegeben, sie aber nicht “wochenlang in U-Haft” zu nehmen. Strache würde Gewalt als Mittel der Problemlösung anbieten, anstatt Hilfe für die Jugendlichen einzufordern, kritisierte Christian Vielhaber, Obmann des Österreichischen Kinderschutzbundes.

Versöhnliche Worte kamen nach der schriftlichen Entschuldigung eines Verdächtigen von Ebensee vom Mauthausen Komitee (MKÖ): “Die Tat soll damit auf keinen Fall verharmlost werden. Wir wollen den Jugendlichen jedoch eine Chance geben. Bei aufrichtiger Reue reichen wir ihnen die Hand”, so Vorsitzender Willi Mernyi.

Besorgt um den Ruf des Landes Oberösterreich zeigte sich indes Landeshauptmann Josef Pühringer (V). “Ich lasse nicht zu, dass Oberösterreich als besonderes Nazi-Land da und dort hingestellt wird”, betonte er im Gespräch mit der APA. Man gehe mit der Geschichtsaufarbeitung sehr sorgfältig um, es gebe kein anderes Bundesland, das so viel in diesen Bereich investiert habe.

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