Strache beim "Jedermann": Musiker spielten die "Internationale"
“Das war eine ungeplante, spontane Aktion, wir stehen dazu”, erläuterte der Schlagzeuger und Perkussionist Robert Kainar, der die “Jedermann”-Formation “ensemble013” leitet, am Donnerstag in den “Salzburger Nachrichten” (SN). Beim Einzug der Tischgesellschaft folge nach der Auftrittsmusik eine kurze Sequenz, die Raum für Improvisationen lasse. Um ein Statement abzugeben, hätten die Musiker die “Internationale” zitiert. Er gebe durch seine Musik immer politische Statements ab. Er vermisse im österreichischen Kulturgeschehen, dass namhafte Künstler mit großer Popularität Stellung zu politischen Themen bezögen.
Jedermann in Salzburg :-)
Posted by HC Strache on Dienstag, 18. August 2015
Dies tat allerdings die Schauspielerin Katharina Stemberger, die beim “Jedermann” als Schuldknechts Weib selbst auf der Bühne stand: “Beim ,Jedermann’ müssen wir die blau-braune Führungsriege entdecken. Die Stimmung sinkt. Was machen unsere hinreißenden Musiker: Sie stimmen in der zentralen Tischgesellschaft-Szene die ,Internationale’ an! Ich liebe diese Truppe!!!”, postete sie laut SN auf Facebook.
Posted by Katharina Stemberger on Mittwoch, 19. August 2015
Die beiden Politiker haben den Medienberichten zufolge nicht bemerkt, dass die “Internationale” angestimmt worden ist. Gudenus sprach außerdem von künstlerischer Freiheit. Eine Stellungnahme der Festspiele war vorerst nicht erhältlich.
FPÖ-Kickl reagiert mit Aussendung
FPÖ-Generalsekretär Kickl nennt die Aktion des Ensembles “Lächerliche Selbstinszenierung linker Kulturzensoren bei Salzburger Festspielen”. Seine Aussendung im Wortlaut:
Als peinliche und lächerliche Selbstinszenierung wertete FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl heute das Verhalten jener Musiker, die angeblich aus Protest gegen die Anwesenheit von HC Strache und anderen FPÖ-Politikern bei der Aufführung des “Jedermann” vergangenen Dienstag in Salzburg die “Internationale” intoniert haben.
Der ach so mutige “Protest” sei allerdings offenbar danebengegangen, da niemand die “Internationale” als solche erkannt habe. Ob das möglicherweise an der mangelnden Qualität der Musiker gelegen habe, sei dahingestellt, meinte Kickl. Jedenfalls zeuge es grundsätzlich von einer sehr problematischen Geisteshaltung, wenn man Personen, deren Überzeugungen man ja nicht teilen müsse, die Teilnahme an einer kulturellen Veranstaltung verweigern oder sie ihnen zumindest vergällen wolle. Das Ensemble, das sich jetzt gegenseitig vor lauter Begeisterung selbstbeweihräuchernd auf die Schultern klopfe, habe offenbar aus der Geschichte nichts gelernt.
Abgesehen davon seien zwei Zeilen aus der dritten Strophe der “Internationale” ohnehin sehr zutreffend für die FPÖ: “In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute, wir sind die stärkste der Partei’n.” “An diese Tatsache lassen wir uns immer wieder gerne erinnern”, so Kickl.
(APA)