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Stockholm: Prozess um Lindh-Mord neu aufgerollt

Der Prozess um die Ermordung der schwedischen Außenministerin Anna Lindh wird neu aufgerollt. Das teilte der Oberste Gerichtshof von Schweden am Montag mit. In dem neuen Verfahren soll die umstrittene Entscheidung eines Berufungsgerichts überprüft werden.

Dieses hatte die lebenslange Haftstrafe für den Täter im Juli aufgehoben und stattdessen seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik angeordnet.

Eine Begründung für die Neuaufnahme des Verfahrens nannte das Oberste Gericht in Stockholm nicht. Der 25-jährige Mijailo Mijailovic hatte Lindh am 10. September vergangenen Jahres in einem Kaufhaus niedergestochen; sie starb tags darauf.

Der Fall war nach dem Urteil im Juli an den Obersten Gerichtshof gegangen, weil drei Parteien den Beschluss anfechten. Während Lindhs Familie als Nebenkläger und die schwedische Generalstaatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe für den Täter fordern, will dessen Verteidigung einen Freispruch erreichen.

Das Berufungsgericht hatte seine umstrittene Entscheidung im Juli damit begründet, der Täter habe „erhebliche psychische Probleme“. Es äußerte aber keinen Zweifel daran, dass Mijailovic die Politikerin vorsätzlich getötet habe. Der junge Mann war in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Der Sohn serbischer Zuwanderer will vom Mordvorwurf freigesprochen werden, während der Ankläger eine Verurteilung zu lebenslanger Haft wie in der ersten Instanz anstrebt. Er berief sich auf den „Zwang innerer Stimmen“ und schloss politische Motive aus. Medien berichteten, der Sohn serbischer Eltern habe Lindh gehasst, weil sie den NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999 befürwortet hatte.

Mijailovic hatte Lindh bei einem Einkaufsbummel in einem Stockholmer Kaufhaus niedergestochen, wo sie wie gewöhnlich ohne Leibwächter unterwegs war. Die sozialdemokratische Außenministerin erlag einen Tag später ihren schweren Verletzungen; ihr Tod versetzte Schweden in einen Schockzustand.

Ministerpräsident Göran Persson sagte am Samstag, dem ersten Todestag der beliebten Politikerin, durch den tödlichen Anschlag auf Lindh habe er seine „Liebe zur Politik und zu meiner Arbeit“ verloren.

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