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Stichwort: Kannibalismus

Das Auffressen von Artgenossen kommt im Tierreich häufig vor - unter Menschen ist Kannibalismus (Anthropophagie) hingegen eines der großen Tabus.

Menschenfresserei wurde beispielsweise Jean-Bedel Bokassa nachgesagt, dem einstigen Präsidenten und selbst ernannten Kaiser der Zentralafrikanischen Republik, in dessen Palast nach seinem Sturz mit Menschenfleisch gefüllte Kühltruhen gefunden wurden.

Kannibalismus spielt immer wieder im Zusammenhang mit Morden eine Rolle. Als „Kannibale von Milwaukee“ wurde der 1992 zum Tod verurteilte und dann von einem Zellengenossen umgebrachte Massenmörder Jeffrey Dahmer bekannt, in dessen Wohnung die Polizei unter anderem einen Menschenkopf im Kühlschrank und auf dem Herd einen Topf mit Leichenteilen gefunden hatte.

Das Wort „Canibales“ wurde von Kolumbus geprägt, der nach Entdeckungen in der Karibik zu der Ansicht kam, die dort lebenden Menschen ernährten sich hauptsächlich von Menschenfleisch, obwohl er nie Augenzeuge einer solchen Mahlzeit war. Schilderungen von Menschenfresserei dienten häufig einfach dazu, die Unterjochung und Ausrottung „wilder Völker“ zu rechtfertigen.

Archäologische Funde, etwa in Frankreich und Spanien, belegen, dass Kannibalismus in prähistorischen Zeiten vorkam. Als gesichert gelten unter anderem auch Erkenntnisse über früheren Kannibalismus bei Indianerstämmen in Mittel- und Südamerika, bei Einwohnern von Neuguinea und in Afrika.

Der gewohnheitsmäßige Verzehr von Menschenfleisch zu Ernährungszwecken ist nur von wenigen Forschern überliefert. Davon unterschieden wird der so genannte Überlebenskannibalismus, der Verzehr von Menschenfleisch zur Sicherung des Überlebens. In Hungerszeiten, beispielsweise während der Herrschaft Karls des Großen oder während des Dreißigjährigen Krieges, dürfte es solchen Kannibalismus auch in Deutschland gegeben haben.

Auch in moderner Zeit gibt es Überlebenskannibalismus. Im Dezember 1972 wurden in den Anden einige Überlebende eines Flugzeugabsturzes geborgen, die sich zwei Monate mit dem Verzehren des Fleisches von Todesopfern am Leben gehalten hatten.

Berichte über „rituellen Kannibalismus“ hat es häufig gegeben. Er soll – beispielsweise in Westneuguinea und Äquatorialguinea – bis heute vorkommen. Oft handelt es sich dabei um einen Bestattungsritus. Von den Yanomani-Indianern im Amazonasgebiet heißt es, sie rührten nach dem Verbrennen ihrer Toten deren Asche in Bananensuppe ein.

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