Es ist schon sein dritter Buskonvoi in diesen Tagen. Während er die vorigen in Beirut übernahm, hat er diesen Konvoi an der syrischen Grenze vom Militärattach- und zwei Spezialbeamten des Einsatzkommandos Cobra übernommen. Er musste auch die Grenzabwicklung organisieren. Was in Mitteleuropa Sekunden dauert, hat beim ersten Konvoi ganze zehn Stunden in Anspruch genommen. Ist Schmiergeld hilfreich? Der Beamte des Innenministeriums weicht aus: Es wird alles unternommen, dass die Abwicklung so schnell wie möglich funktioniert.
Er ist ein VB
Schon seit vier Jahren lebt der in Gurtis aufgewachsene Vorarlberger als Verbindungsbeamter – kurz VB – in der Region. Sein Haus steht in Jordaniens Hauptstadt Amman. Weltweit hat das Innenministerium derzeit 19 VBs entsandt. Sie sichern in Ländern wie Bulgarien, Kroatien, Marokko, Russland oder der Ukraine die Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden und liefern Lageberichte.
Jetzt begleitet VB Müller im Geländewagen mehrere Busse. In den Fahrzeugen befinden sich Touristen, Geschäftsleute, Doppelstaatsbürger. Vorwiegend Österreicher, aber auch Franzosen, Amerikaner, Finnen und Ungarn – alle überglücklich, dass sie lebend dem Bombenhagel entkommen sind. In Damaskus wartet eine AUASondermaschine auf sie.
Vorarlberger im Libanon
Selbst war Roland Müller zuletzt vor zwei Tagen im Libanon. Verbindungsbeamte sind genauso ungeschützt wie alle anderen Personen. Keine Infos, wann wo Angriffe drohen. Man kann jederzeit getroffen werden. Waffen darf Müller im Ausland nicht tragen, auf eine kugelsichere Weste verzichtet er. Die bringt bei Luftangriffen überhaupt nichts. Den Grenzübergang, über welchen er noch am Samstag in den Libanon eingereist ist, gibt es mittlerweile nicht mehr. Zerbombt.
Auch in Beirut erlebte er Bombardements. Bis zum Einschlag der Bombe hörst du gar nichts. Und dann macht es einen ,riesen TscheppererÑ und die Rauchsäule schießt hoch , schildert Müller in Vorarlberger Dialekt. Es ist ein Gefühl der Ohnmacht, du kannst dich kaum schützen – und hast Angst , gibt der erfahrene Beamte unumwunden zu.
Sein nächster Heimaturlaub bei Familie und Freunden war Anfang August geplant. Jetzt muss ich aber sehen, wie sich die Lage hier weiterentwickelt. Vorarlberg fehlt. Unser Ländle ist sehr schön, alles funktioniert tadellos. Hier unten herrscht oft genau das Gegenteil davon.
ZUR PERSON
Roland Müller