Österreich weicht Regeln auf
Das ist keine Abkehr von unsere Haltung, aber mit zu strengen Regeln wird sich kein Produzent mehr finden, der das Risiko für Bioproduktion dann noch auf sich nimmt, verteidigt Ulrich Herzog, Bereichsleiter für Verbrauchergesundheit im Gesundheitsministerium, die geplanten Änderungen im Lebensmittelkodex.
Nach den am Dienstag beschlossenen EU-Regeln ist der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in der Bio-Landwirtschaft grundsätzlich verboten. Kommen Bio-Produkte zufällig und technisch unvermeidlich doch in Kontakt mit GVO, so gilt – genauso wie bei konventionellen Lebensmitteln – ein Schwellenwert von 0,9 Prozent, bis zu dem sie dennoch als Bio auf den Markt kommen dürfen. Bei höherer Verschmutzung müssen sie als genverändert gekennzeichnet werden.
Bisher galt in Österreich und in der EU, dass über 0,1 Prozent unbeabsichtigter Verunreinigung – die Grenze zur Nachweisbarkeit – das Bio-Siegel fiel. Künftig soll zwar weiter der Grundsatz kein GVO in Bio-Produkten gelten, so Herzog. Bei einer zufälligen Kontaminierung, darf ein Produkt aber bis zum Schwellenwert 0,9 Prozent als Bio bzw. bei konventioneller Produktion als gentechnikfrei vermarktet werden, wenn der Erzeuger beweisen kann, dass diese trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nicht vermeiden ließ. Damit werde sichergestellt, dass es den österreichischen Bio-Bauern nicht schwerer gemacht wird, als ihren Kollegen in der EU, hieß es aus Diplomatenkreisen.
So gesehen könne man von einer gewissen Aufweichung ausgehen, sagte Herzog, weil mit der zunehmenden Gefährdung der Verunreinigung sonst Bio gestorben wäre. Das selbe gelte etwa für den Zusatz von Vitaminen zu Futtermitteln, die teilweise nur noch mit Gentechnik erzeugt erhältlich seien, bisher aber verboten waren.
Wie die Supermärkte mit der neuen Regelung umgehen werden, ist nach Ansicht von Experten noch unklar. Derzeit komme der größte Druck für gentechnik-freie Produktion von den Handelsketten bzw. von den österreichischen Konsumenten, die genveränderte Lebensmittel ablehnten.