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Österreich auf EM-Kurs bringen

Die Bundesregierung hat Heinz Palme als Chefkoordinator für die EURO 2008 präsentiert. Zuletzt hat sich der 48-Jährige als Gesamt-Projekt-Manager im Organisationskomitee der Fußball-WM 2006 einen Namen gemacht.

VN: Fühlen Sie sich als eine Art “Trouble-Shooter”?
Heinz Palme: “Ich sehe das Ganze wie einen Hausbau. Für den Rohbau ist die EURO 2008 S.A. zuständig. Was in Österreich bisher gefehlt hat, ist der Verputz, der Anstrich für das Haus. Um diese Ummantelung hat sich bisher niemand gekümmert. Deshalb wurde der Verein “Österreich am Ball” gegründet. Klar ist, dass die Zeit auf das Projekt drückt, aber ich weiß auch, welche Dynamik die Dinge nehmen können.”

VN: In welcher Rolle sehen Sie sich?
Palme: “Mit meiner Firma kann ich eine Art Ombudsstelle ausüben. Für viele, die mitarbeiten wollen, bisher aber kein Gehör fanden, die mit ihren Ideen abgeblitzt sind, bin ich wohl ein Hoffnungsträger. So wurde ich schon gefragt, warum es noch keine Plakatierungen gibt, warum auf den Flughäfen nichts von der EURO zu lesen ist. Aber noch einmal: Es geht nicht darum, dem Ausrichter EURO 2008 S.A. ins Handwerk zu pfuschen.”

VN: Ist der ÖFB auf Sie zugekommen?
Palme: “Der Ansatz kam von Ex-Präsident Beppo Mauhart und der Ex-Vizekanzerlin Susanne Riess-Passer. Sie haben mich mit dem Bundeskanzler zusammengebracht. Die Arbeit des ÖFB ist eine andere. Er muss die Nationalmannschaft EM-reif machen, Sponsoren für den Fußballbund suchen – dort hätte ich keinen Platz gefunden. Und die Gerüchte, wonach ich Generalsekretär werden soll, kamen nicht von mir. Im Gegenteil, mit Gigi Ludwig habe ich seit Jahren ein gutes Verhältnis.”

VN: Und jenes zum ÖFB? Ist es angespannt?
Palme: “Mit Präsident Stickler verbindet mich kein Nahverhältnis, aber ich habe keine Berührungsängste. Es geht hier auch nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern es müssen Teams gebildet und die Aufgaben klar abgegrenzt werden.”

VN: Wie siehen Sie das Nationalteam?
Palme: “Der Istzustand ist sehr unerfreulich, aber ich bin hundertprozentig überzeugt, dass wir das Team hinbekommen werden. Es ist ja nicht das erste Mal in Österreich. Als Hickersberger 1988 zum ersten Mal Teamchef wurde, hat er auch ein neues Team mit jungen Spielern wie Schöttel und Herzog aufgebaut. Und wir haben die Qualifikation für Italien 1990 geschafft. Das hätte niemand gedacht, denn 1987 sind wir in der EM-Qualifikation zu Hause gegen Rumänien gescheitert – vor nur 5000 Zuschauern im Praterstadion. Klar ist aber auch, allzu viele Fehler dürfen nicht mehr gemacht werden.”

VN: Wie wird Ihre Arbeit konkret ausschauen?
Palme: “Wir müssen die Idee, die Mission in die Bevölkerung tragen. Promotion ist wichtig, Veranstaltungen wie Roadshows, Ausstellungen und auch die Suche nach Medienpartnerschaften. Ich will Botschafter für 2008 suchen, die mit Leidenschaft bei der Sache sind, die aufzeigen, wie wichtig die EURO ist und ihre Nachhaltigkeit betonen. Bislang haben wir vier Botschafter (Anm. d. Red.: Ali Hörtnagl, Herbert Prohaska, Heimo Pfeifenberger, Walter Kogler) – das ist zu wenig.”

VN: Viele sagen, Heinz Palme ist ein Workaholic.
Palme: “Das wird wohl leider so stimmen.”

VN: Woher nehmen Sie die Energie?
Palme: “Aus der Leidenschaft für den Job. Viele Menschen würden sich wünschen, einen solchen Job im Fußball machen zu können. Vor sechs Jahren hatte ich selbst ein Burn-out, dank meiner Frau habe ich die richtigen Maßnahmen ergriffen. Ich war zwei Wochen in einer Klinik und habe zu mir gefunden. Deshalb arbeite ich jetzt nicht weniger, aber ich kann auch Auszeiten nehmen, habe gelernt, einen Erfolg auch zu genießen – und nicht gleich mehr zu wollen.”

VN: Sie waren beim OK der WM 2006. Was war Ihre Aufgabe?
Palme: “Ich war als Gesamtkoordinator für die Planung zuständig, sowohl inhaltlich als auch zeitlich. Während der WM habe ich mich dann als Protokollchef um die Ehrengäste gekümmert. Als ich im Mai 2001 angefangen habe, saßen wir auch vor einem Riesenberg. Mit Teamarbeit haben wir alles gemeistert, zudem habe ich Freunde wie Franz Beckenbauer gefunden.”

VN: Was wäre für Sie das Schönste nach dem Endspiel am 29. Juni 2008?
Palme:
“Wenn ich mich wieder so fühle, wie nach dem Endspiel in Berlin. Dieses Gefühl wieder zu spüren, wäre super.: Wenn ich mich wieder so fühle, wie nach dem Endspiel in Berlin. Dieses Gefühl wieder zu spüren, wäre super.”

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