“Glück ergibt sich aus einer Abwechslung von Freude und Leid”, erklärte Ernst Fritz-Schubert von der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, wo das Fach “Glück” vor zwei Jahren eingeführt worden ist, anlässlich der Grazer Auftaktveranstaltung in der Pädagogischen Hochschule in Graz. Es gehe “nicht darum, einen glücklichen Dauerzustand zu erreichen, sondern Kindern dabei zu helfen, ein gelungenes Leben zu haben, auch wenn einmal etwas nicht gelingt”. Die Schüler sollen sich aber auch kritisch mit dem Glücksversprechen der Konsumgesellschaft auseinandersetzen und für sich selbst erkennen, “was sie wirklich glücklich macht”.
Seit einem Jahr bereiteten sich rund 20 Lehrer der sechs Pilotschulen in Weiterbildungsveranstaltungen vor, das deutsche Glücksvermittlungskonzept auf die Steiermark zu übertragen. Das Interesse ist laut Projektleiterin Eva-Maria Chibici-Revneanu enorm, bereits 100 Lehrer hätten die angebotenen Bildungsprogramme im Rahme des Projekts besucht. Das steirische Pilotprojekt sei laut Landesschulratspräsident Wolfgang Erlitz keine unreflektierte Übernahmen des deutschen Pendants, es sei vielmehr “an die steirischen Strukturen und Erfahrungen im Bildungsbereich” angeknüpft worden.
Anders als in Heidelberg, wo erst in höheren Schulstufen Glück gelehrt wird, beginnt man in der Steiermark bereits in der Volksschule. Dabei gibt es aber keine eigenen Unterrichtseinheiten, die Inhalte sollen vielmehr in den Gesamtunterricht einfließen. In den Hauptschulen findet “Glück” im Rahmen von “Soziales Lernen” statt, in der HTL Bulme soll “Glück” im Stundenplan als eigenes Fach eingeführt werden. Das gesamte Curriculum wird in Form eines prozess- und ergebnisorientierten Lerntagebuches kontrolliert und ausgewertet, so Chibici-Revneanu. Zusätzlich werden den Lehrern die Instrumente der wissenschaftlichen Evaluation beigebracht. Schlussendlich wird das Projekt extern von dem Sozialforscher Ernst Gehmacher evaluiert.
Ein Schwerpunkt liegt laut Chibici-Revneanu auch auf dem Wohlbefinden der Lehrer. Die vertiefte Auseinandersetzung mit der Glücksthematik sei natürlich auch eine Selbsterfahrungsmöglichkeit. Sie erhofft sich, dass die in der Lehrervorbereitung vermittelten Übungen auch einem möglichen Burn-Out der Pädagogen entgegenwirken.