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Steiler Aufstieg von Hoffenheims Goalgetter Ibisevic

1899-Hoffenheim-Torjäger Vedad Ibisevic ist in der deutschen Fußball-Bundesliga derzeit der Mann der Stunde.

Beim 4:1-Sieg gegen den Karlsruher SC erzielte der 24-jährige Mannschaftskollege von Andreas Ibertsberger und Ramazan Özcan bereits seine Saisontreffer 12 und 13 und führt somit die Schützenliste klar vor dem Bielefelder Arthur Wichniarek sowie dem Leverkusener Patrick Helmes (je 8) an. Doch Ibisevic ist auch abgesehen von seinen fußballerischen Qualitäten eine wichtige Figur im Ensemble der Elf von Ralf Rangnick, als Dolmetscher für die beiden Stürmer Demba Ba und Chinedu Obasi.

“Es läuft im Moment ganz gut für mich”, betonte Ibisevic und gab sich dabei gewohnt bescheiden und zurückhaltend. Trotz seines sportlichen Höhenfluges bleibt der 24-Jährige auf dem Teppich, schließlich stand er in seinem bisherigen Leben nicht nur auf der Sonnenseite. “Vedad hat sich alles hart erarbeiten müssen. Darauf kann er stolz sein”, meinte Hoffenheim-Manager Jan Schindelmeiser.

Im Alter von 16 Jahren floh Ibisevic aus seiner vom Bürgerkrieg gebeutelten bosnischen Heimat in die Schweiz. Nach nur zehn Monaten ging es weiter in die USA, weil Ibisevic mitsamt Familie im Land der Eidgenossen keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt. Fern der Heimat erkämpfte sich der Profi auf dem Fußballplatz Anerkennung und Respekt. Am College brach er sämtliche Rekorde, so dass Scouts von Paris St. Germain auf den kräftigen Angreifer aufmerksam wurden. Doch nach nur einem Jahr wurde Ibisevic an den Zweitligisten Dijon abgeschoben, ehe er von dort aus zu Alemannia Aachen wechselte.

Auf dem Tivoli traf der kopfballstarke Stürmer sechsmal, fiel aber nicht sonderlich auf. Dennoch wollte ihn der damalige Trainer Guido Buchwald nach dem Abstieg unbedingt halten und zettelte einen Kleinkrieg mit Hoffenheim an, das ihn per Ausstiegsklausel für lediglich rund eine Millionen Euro holte. In Hoffenheim lief es für Ibisevic anfangs allerdings gar nicht rund. Schnell wurden ihm mit Obasi und Ba zwei Top-Stürmer vor die Nase gesetzt. Doch der Bosnier reagierte nicht beleidigt, half seinen Konkurrenten vielmehr bei der Integration. “Als Demba kam, sprach er kein Deutsch. Da habe ich ihm mit meinem Französisch geholfen, und darüber sind wir richtig gute Freunde geworden”, sagte Ibisevic, der fließend Englisch sowie Französisch und nach zwei Jahren bereits bemerkenswert gut Deutsch spricht. “Wie er sich damals verhalten hat, war toll. Das rechne ich ihm hoch an”, betonte Schindelmeiser.

Am Hoffenheimer Aufstieg war der bosnische Internationale nur mit fünf Treffern beteiligt. Vor der Saison hatte ihn niemand auf der Rechnung. Doch da Obasi für Nigeria bei den Olympischen Spielen kickte, bekam Ibisevic seine Chance – und nutzte sie. “Wenn Chinedu da gewesen wäre, weiß ich nicht, ob Vedad diese Möglichkeit überhaupt bekommen hätte. Auch für uns ist die Entwicklung überraschend”, sagte 1899-Coach Ralf Rangnick. Doch angesichts der jüngsten Erfolge jetzt abzuheben, ist nicht Ibisevic’ Art. Dafür hat er während des Krieges in seiner Heimat und durch die ständigen Ortswechsel bereits zu viel erlebt. “Das macht einen stärker und erwachsener. Man lernt, dass es Wichtigeres als Fußball gibt.”

Neben dem aktuellen Höhenflug gab es für die Hoffenheimer am Dienstag eine andere freudige Nachricht. Mittelfeldspieler Sejad Salihovic, der gegen den KSC nach seiner Einwechslung drei Treffer vorbereitet hatte, verlängerte seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag um drei Jahre bis 2012. “Sejad ist ein wunderbares Beispiel für den Weg der TSG 1899 Hoffenheim. Er hat sich von der Regionalliga bis in die Bundesliga kontinuierlich weiterentwickelt und ist aus unserer Mannschaft mittlerweile nicht mehr wegzudenken”, freute sich Schindelmeiser über die Vertragsverlängerung des vierfachen Saisontorschützen. Der 23-jährige Linksfuß fühlt sich beim Aufsteiger ausgesprochen wohl. “Ich habe hier alle Voraussetzungen, mich weiter zu verbessern”, sagte der siebenfache bosnische Teamspieler.

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