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Steigende Corona-Zahlen: Wien fordert schärfere Maßnahmen

Peter Hacker fordert für Wien strengere Corona-Maßnahmen.
Peter Hacker fordert für Wien strengere Corona-Maßnahmen. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Angesichts der stark steigenden Coronavirus-Fälle fordert Wien die Wiedereinführung von strengeren Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus.
664 Neuinfektionen am Donnerstag

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am Donnerstag im Gespräch mit der APA angekündigt, dies mit dem Bund zu besprechen. Nötig seien entweder neue bundesweite Regelungen oder die Möglichkeit, regional Maßnahmen wegen steigender Coronavirus-Fälle zu verhängen, erklärte er.

Welche Verschärfungen er als sinnvoll erachtet, wird der Stadtrat morgen, Freitag, nach dem Gespräch berichten, wie er ankündigte. Er deutete jedoch an, dass es zusätzliche Verpflichtungen zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes sowie neue Bestimmungen bei der Höchstzahl von Menschen in Innenräumen oder auch bei Veranstaltungen im Freien geben könnte.

Hacker: Einige "Spielregeln" wieder nötig

Die Fallzahlen würden im urbanen Raum, also nicht nur in Wien, unmissverständlich nach oben gehen, warnte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im APA-Gespräch. Darum sei es nötig, die Maßnahmen wieder zu verschärfen: "Wir brauchen einige Spielregeln wieder." Wien sei jedoch im "juristischen Dilemma", die Vorkehrungen nicht selbst treffen zu können.

Möglich wäre laut dem Stadtrat etwa, dass in die jeweiligen Verordnungen ein Passus eingefügt wird, dass abweichende regionale Regelungen getroffen werden können. Hacker wünscht jedenfalls, zusätzliche Maßnahmen abseits des Familienverbands zu schaffen, wie er betonte. Die neue strengeren Maßnahmen sollen also für den Handel oder für allgemein zugängliche Innenräume, aber auch für Zusammenkünfte im Freien getroffen werden.

Mit der Corona-Ampel zufrieden

Mit der Entwicklung der Corona-Ampel sei er nun zufrieden, versicherte der Ressortchef. Denn es seien nach Arbeitsgesprächen mit dem Bund zusätzliche Paramenter eingefügt worden. Berücksichtigt würden nun etwa auch die unterschiedlichen Teststrategien. Wien testet etwa Kontaktpersonen systematisch - womit auch Fälle ohne Symptome aufgedeckt werden, wie im Rathaus betont wird.

"Ich bin auch mit Orange einverstanden"

Hacker beteuerte, dass er davon nicht abrücken wolle - auch wenn die Fallzahlen dann rasch sinken würden. Denn dies würde bedeuten, dass viele Infektionen unentdeckt blieben. Er wisse noch nicht, ob die Ampel morgen, Freitag, auf Gelb oder Orange stehen werde, sagte Hacker: "Ich bin auch mit Orange einverstanden. Das soll ja kein Larifariinstrument sein."

Unterdessen wurden in Wien wenige Tage nach Schulbeginn auch einige Fälle in Schulen bekannt. So sollen laut einem "Heute"-Bericht in Hernals zwei Klassen wegen Verdachtsfällen nach Hause geschickt worden sein. In einem weiteren Fall soll ein getesteter Schüler vor vorliegend des Testergebnisses in die Schule gekommen sein. Da er positiv war mussten sich laut dem Bericht die Klassenkollegen bzw. die Lehrer in Quarantäne begeben.

Nehammer kritisiert Wien

Aus dem türkisen Teil der Bundesregierung kommen angesichts der steigenden Corona-Fälle in der Bundeshauptstadt scharfe Töne Richtung Wien: "Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ, Anm.) muss endlich die Realität akzeptieren", meinte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Donnerstag zur APA.

Vor einer Woche sei die Ampelschaltung auf Gelb noch als politisch motiviert kritisiert worden, eine Woche später seien die Zahlen der Neuinfizierten "mehr als alarmierend", meinte Nehammer. "Ich habe die Hoffnung, dass dieses Mal die Ampelschaltung und die damit verbundenen notwendigen und strengeren Maßnahmen von der Stadt Wien akzeptiert werden."

Wiens FPÖ gegen "Angst und Panikmache"

Die Wiener FPÖ kann Forderungen nach verstärkten Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie wenig abgewinnen, wie deren Chef Dominik Nepp am Donnerstag betont hat. "Jetzt findet offenbar ein Wettstreit zwischen der schwarz-grünen Bundesregierung und der rot-grünen Stadtregierung statt, wer es schafft, den Menschen mehr Angst und Schrecken einzujagen", befand er.

"Die FPÖ ist die einzige Partei, die gegen den schwarz-rot-grünen Corona-Maßnahmen-Wahnsinn und gegen die neuerlich drohenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens auftritt", so der Wiener FPÖ-Chef nach einem entsprechenden Vorstoß von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Nach Ansicht der ÖVP hätte der Ressortchef hingegen längst handeln müssen. Nun habe er offenbar Panik bekommen, vermutete der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch. Die ÖVP kritisiert unter anderem, dass es Aufholbedarf bei der Transparenz der Daten gebe und die Testverfahren weiterhin zu lange dauern würden.

Die NEOS sprachen sich für umfangreiche Stichprobentests an Schulen aus, die schnellstens durchgeführt werden sollten. Damit sei ein evidenzbasierten Überblick über die Infektionsdynamik möglich. "Wir müssen endlich proaktiv agieren und nicht nur dem Virus hinterherlaufen", verlangte der pinke Gesundheitssprecher Stefan Gara.

387 Corona-Neuinfektionen am Donnerstag in Wien

In Wien sind die Zahlen binnen 24 Stunden wieder um 387 Coronavirus-Fälle angestiegen - auf insgesamt 9.946 bisher bestätigte Infektionen. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt 224. Ein 77-jähriger Mann ist verstorben. 7.137 Personen sind wieder genesen.

(APA/Red)

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