AA

Steiermark: Prozess nach Pflegefamilienskandal in Leoben

Leoben: Prozess gegen Kinderbetreuer unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Leoben: Prozess gegen Kinderbetreuer unter Ausschluss der Öffentlichkeit ©APA
In Leoben in der Steiermark wird der Prozess gegen fünf Sozialpädagogen, die bis 2010 in einer obersteirischen Familienwohngruppe Kinder misshandelt haben sollen, weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Die Einzelrichterin entschied am Dienstag, den 10. April 2012 im Landesgericht Leoben zum Schutz der minderjährigen Opfer bereits vor der Einvernahme der Angeklagten auf eine dahingehende Einschränkung. Erst zur Urteilsverkündung in mehreren Wochen wird die Öffentlichkeit wieder zugelassen.

Leoben: Pädagogen sollen Kinder vernachlässigt haben

Vorgeworfen wird der 53-jährigen Leiterin und vier Mitarbeitern das Vergehen des Quälens oder Vernachlässigens von unmündigen oder wehrlosen Personen.  Die Buben und Mädchen wurden für kleinere Diebstähle mit barfuß im Schnee stehen und Essensentzug bestraft. Manchmal seien sie auch von einem der vier Betreuer – dem 47-jährigen Ehemann der Heimleiterin, einer 28-jährigen Sozialpädagogin, einem 28-jährigen Auszubildenden und der 26-jährigen Adoptivtochter der Heimleiterin – gezwungen worden, Erbrochenes oder Regenwürmer zu essen.

Zu den körperlichen und seelischen Qualen zählten auch vorenthaltene Elternbesuche, Schlafen am Fliesen- oder Steinboden, Ohrfeigen, Gedichte im Herbst im Regen stehend zu lernen, Zitronen, stark gepfefferte Eier oder einen Kilo Würfelzucker zu essen sowie Tritte oder Boxschläge in den Bauch.

Prozessstart in Leoben

Über drei Jahre hinweg sollen die Kinder gequält worden sein. In der Einrichtung hatten drei Mädchen und zwei Buben gewohnt, die alle vom Jugendamt aus ihren Familien weggebracht worden waren. An den ersten beiden Prozesstagen am Dienstag und Mittwoch sollen die fünf Angeklagten einvernommen werden, an zwei weiteren Tagen (24. und 25. April) sind die Befragungen von zwölf Zeugen geplant, die von der Staatsanwaltschaft beantragt wurden.

Richterin Barbara Grundbichler begründete den von den beiden Verteidigern und der Opfervertreterin beantragten Ausschluss der Öffentlichkeit mit dem persönlichen Lebens- und Geheimnisbereich der minderjährigen Opfer, den es zu schützen gelte, und betonte: “Die Entscheidung fällt nicht zum Schutz der Angeklagten, sondern allein zum Schutz der Opfer.”

Der Prozess in Leoben gegen die Pädagogen ist für vier Tage anberaumt. Staatsanwalt Gerhard Ressi schilderte in seinem Anklagevortrag, wie die Kinder bei der von der Trägerorganisation “Pro Juventute” betreuten Einrichtung in Bad Mitterndorf gequält worden sein sollen.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Steiermark: Prozess nach Pflegefamilienskandal in Leoben
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen