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Statt „man sollte“ – „wir schaffen!“

Heiße Musik und intensive Diskussionen: Das war die Schaffarei 2019 in Hard. Am Ende stand das Manifest, das Pirmin Hagen (36) nun grafisch in Form bringt. Foto: Jürgen Gorbach, AK
Heiße Musik und intensive Diskussionen: Das war die Schaffarei 2019 in Hard. Am Ende stand das Manifest, das Pirmin Hagen (36) nun grafisch in Form bringt. Foto: Jürgen Gorbach, AK
Vom 29. bis 31. August feierten tausende Menschen in Hard „s’Schaffa“. Rund 40 von ihnen erarbeiteten ihre Zukunftsvision der Arbeit.

In der Schaffarei der AK – Vorarlbergs erstem Festival der Arbeitskultur – entstand ein Text, der jeden in die Pflicht nimmt. Denn sich die Zukunft der Arbeit vorstellen? Das macht vielen Angst. Andere entfalten ein Wunschkonzert: Genau so soll sie sein, die Arbeit in 20, 30 Jahren. Das alles braucht man dazu, und schon werden Politik und Wirtschaft, Gesellschaft und Institutionen verpflichtet. Das Manifest der Schaffarei liest sich völlig anders. Nicht „Man sollte…“ steht anonym vor einer Unzahl von Forderungen. Was der Tiroler Poetry-Slamer Stefan Abermann auf der Bühne quasi druckfrisch mit einer Handvoll Autorinnen und Autoren vortrug, listete vielmehr Ziele auf und Handlungsmaximen. „Wir schaffen…“, so beginnt jeder der neun Punkte.

Die AK hatte die Verfasserinnen und Verfasser des Manifests gebeten, sich durch nichts beirren zu lassen. Nachts gehörte die Bühne der Schaffarei den Künstlern wie Keziah Jones, Nneka und George Nussbaumer. Tausende Festivalbesucher waren begeistert. Tagsüber beriet das Kollektiv, „ohne dass wir ihnen zuvor die Welt erklärt hätten“, betont AK-Präsident Hubert Hämmerle. Es galt vielmehr, die gemeinsame Sicht dieser zusammengewürfelten Gruppe zu gewinnen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Schüler und Studenten, Frauen und Männer – bunter hätte das Manifest- Kollektiv kaum sein können. In drei Tagen schrieben sie ein Manifest, das jeden einzelnen in die Pflicht nimmt.

Das Schaffarei-Manifest:

Wir schaffen es, den bestehenden Menschenrechten im täglichen Handeln zum Durchbruch zu verhelfen.

1. Wir schaffen Raum für Diskurs über eine Wirtschaft, in der das Wohl der Gesellschaft im Vordergrund steht. Finanzieller Profit ist dem untergeordnet.

2. Wir schaffen am gesellschaftlichen Konsens, damit Arbeit für alle ohne Diskriminierung möglich ist.

3. Wir schaffen neue Arbeitsmodelle, um Arbeit und Leben immer besser miteinander vereinbar zu machen.

4. Wir schaffen eine Arbeitskultur, in der freie Entfaltung, Entlastung und Sicherheit durch Technologie gefördert werden.

5. Wir schaffen ein Bildungsumfeld, das den Menschen von Geburt an bei der Entfaltung seiner Talente unterstützend begleitet.

6. Wir schaffen Räume für persönliche Begegnungen, die den kulturellen sowie kreativen Austausch fördern.

7. Wir schaffen neue Zugänge und Prozesse zur politischen Mitgestaltung.

8. Wir schaffen es, die Gesetze rund um das Wohl von Mensch und Natur zu erweitern und tatkräftig durchzusetzen.

9. Wir schaffen es, unsere Lebensweise und unsere Arbeitsprozesse konsequent so zu verändern, dass die Natur und somit unser Lebensraum intakt bleibt.

Ja, das schaffen wir! 31. August 2019, Hard am Bodensee

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