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Statistik vs. Gefühl: Wie sicher sind Wiens Wohngebiete wirklich?

Mit Schwerpunktaktionen soll das Sicherheitsgefühl in Wien verbessert werden.
Mit Schwerpunktaktionen soll das Sicherheitsgefühl in Wien verbessert werden. ©APA/HARALD SCHNEIDER (Symbolbild)
Wien gilt seit Jahren als eine der lebenswertesten und sichersten Städte Europas, doch zwischen der Kriminalstatistik und dem subjektivem Unsicherheitsgefühl zeigt sich ein differenziertes Bild. Ein Blick hinter die Statistik zeigt: Sicherheit ist mehr als nur eine Zahl.

Ob Gründerzeitviertel, Gemeindebau oder Neubaugebiet am Stadtrand – die Frage nach der Sicherheit im eigenen Wohnumfeld beschäftigt viele Menschen in Wien. Zwischen Polizeipräsenz, urbaner Entwicklung und sozialem Wandel entscheidet oft das Zusammenspiel vieler Faktoren darüber, wie sicher ein Grätzl tatsächlich ist.

Sicher Wohnen in Wien: Kriminalstatisktik vs. Sicherheitsgefühl

Die offizielle Kriminalstatistik des Innenministeriums zeigt einen Rückgang der Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäuser in Wien von 3.591 im Jahr 2023 auf 3.124 im Jahre 2024 (im Jahr 2010 lag die Zahl noch bei 9.298). Diebstähle von Personenkraftwagen gingen von 374 im Jahr 2023 auf 365 im Jahr 2024 zurück (1.763 PKW-Diebstähle 2010) und auch bei Taschen- und Trickdiebstählen von 6.416 im Jahr 2023 auf 5.908 im Jahr 2024 (29.037 im Jahr 2010) verzeichnet die Bundeshauptstadt rückläufige Zahlen. Bei Gewaltdelikten ist die Zahl der Anzeigen dagegen von 29.485 auf 31.006 gestiegen und auch Raubdelikte haben von 1.180 im Jahre 2023 auf 1.394 Fälle im Jahre 2024 zugenommen. Wien liegt im internationalen Vergleich dennoch sehr gut und verzeichnet eine geringere Kriminalität als andere europäische Großstädte wie Berlin, Paris oder Rom.

Während Wien zu den sichersten Großstädten in Europa zählt, zeigen sich beim subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen Unterschiede. Eine Sicherheitsstudie des Verbandes der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ) zeigt nur drei Viertel der Befragten fühlen sich in Wien sehr bzw. etwas sicher, während es im übrigen Österreich 87 Prozent sind. Zudem geben 55 Prozent an, dass sich die Sicherheitslage in Österreich seit 2020 in eine falsche Richtung entwickle. In einer IFES/WienXtra Studie aus dem Vorjahr gaben bei einer Befragung von rund 2.000 Kindern und Jugendlichen rund ein Drittel an sich gar nicht oder eher nicht sicher zu fühlen, bei den 16- und 17-Jährigen liegt der Wert fast bei der Hälfte. Die Jugendlichen wünschen sich etwa eine verstärkte Beleuchtung und mehr Polizeipräsenz.

Sicherheitsoffensive der Stadt Wien soll Sicherheitsgefühl stärken

Die Stadt Wien reagiert auf diese Entwicklung mit einer Sicherheits-Offensive um das Sicherheitsgefühl der Wienerinnen und Wiener zu stärken und gegen Regelverstöße konsequent vorzugehen. Im Rahmen der "Aktion Sicheres Wien 2025" wurden in mehreren Bezirken in diesem Jahr bereits Schwerpunktaktionen durchgeführt, unter anderem am Reumannplatz, dem Franz-Josefs-Bahnhof und in Meidling. Gemischte Teams bestehend aus Polizei, kommunalen Einsatzkräften, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie den Wiener Linien überprüfen Parks, Straßen und U-Bahn-Stationen.

Es wurden Waffenverbots- und Schutzzonen, zuletzt am Yppenplatz in Ottakring oder am Reumannplatz in Favoriten, gestartet und ein Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz und dem Praterstern verhängt. Zudem wurden im öffentlichen Nahverkehr bereits zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Vier Millionen Euro wurden in die technische Aufrüstung der unterirdischen Straßenbahnhaltestellen investiert, außerdem wird die gesamte Innenbeleuchtung der Fahrzeuge modernisiert. Auch die Anzahl der Sicherheitskräfte wird aufgestockt.

Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl erklärte erst kürzlich, dass Waffenverbotszonen nur dann effektiv sind, wenn sie auch streng kontrolliert werden. Und es brauche eine funktionierende Kriminalpolizei, die für die Aufklärung und Ahndung der verübten Gewalttaten sorge.

Fazit: Sicherheit ist mehr als Statistik

Wien bleibt im internationalen Vergleich eine sichere Stadt. Dennoch zeigt sich: Sicherheit ist nicht allein eine Frage von Zahlen. Entscheidend ist, wie sicher sich Menschen im Alltag fühlen – auf dem nächtlichen Heimweg, in der U-Bahn oder im Park. Genau dort will die Stadt Wien ansetzen, um neben realer Sicherheit auch das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken. Ob das gelingt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

(Red)

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