Capan hat Platz genommen. In der aber schon sehr guten Stube, der man ansieht, dass sie besonderen Gästen vorbehalten bleibt. Heute ist Capan quasi der Gastgeber. Schließlich hat er einen Drei-Jahres-Vertrag für ein Start-Stipendium in der Tasche, und hat doch nie damit gerechnet.
Hauptsache Vater
Capan kam mit sieben Jahren nach Vorarlberg. Seinen Vater, der hier am Bau schuftete, kannte Capan bis dahin nur aus 14 Tagen Weihnachtsferien. Er ist eines Tages gekommen und hat mich umarmt. Mir haben sie gesagt: Das ist dein Vater. Ein Fremder? Gewiss, aber Capan erinnert sich: Alle meine Freunde hatten immer Väter zum Spazierengehen. Da war mir egal, ob ich ihn kannte. Hauptsache, er war mein Vater. Mit sieben Jahren also zog Capan an der Hand seiner Mutter in das fremde Land.
Stieg in die Volksschule ein. Seine Mutter hatte ihn in Lesen und Rechnen vorbereitet. Capan sprach kein Wort Deutsch, aber in allen anderen Fächern schrieb er rasch lauter Sehr gut. Er weinte in den ersten Monaten oft, wenn sie ihn hänselten. Aber nach zwei, drei Monaten hatte ich österreichische Kollegen. Heute besucht Capan die HTL Rankweil. Er will Baumeister werden oder Informatiker. Für das Start-Stipendium, das Migranten gewährt wird, bewarb er sich eher scherzhaft. Ich hätte nie damit gerechnet. Andere waren da zuversichtlicher. Mein Lehrer, Dr. Karlheinz Zeiner, hat mir versichert, dass ich alle Voraussetzungen erfülle.
Als da wären soziale Kompetenz, Engagement, Teamfähigkeit. Kurzum: 27 Bewerber gab es in Vorarlberg, zehn wurden genommen, Capan ist einer von ihnen. Mit sichtbarem Stolz klappt er den Laptop auf, den er von Start erhalten hat. Hörbar beeindruckt erzählt er davon, dass das Stipendium auch ideelle Hilfe beinhaltet. Wenn ich Probleme habe, kann ich anrufen. Dann reden wir darüber. Inzwischen hat Capan am Laptop die Pläne jenes Hauses geöffnet, das er in der Schule entworfen hat. Der geht seinen Weg. Das kann man förmlich sehen.