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Star-Autor Yuval Harari: "Experiment" EU sollte globales Vorbild sein

Autor Yuval Harari war heute in Wien zu Gast.
Autor Yuval Harari war heute in Wien zu Gast. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Star-Autor Yuval Harari wurde durch seine "Eine kurze Geschichte der Menschheit" weltbekannt. In Wien sprach der Historiker über die Zukunft der EU und die Herausforderungen, die auf uns zukommen.

Die Menschheit steht vor großen Herausforderungen wie Künstlicher Intelligenz (KI) und der Klimakrise, die nur global gelöst werden können, sagt Bestsellerautor Yuval Noah Harari. Hier spiele die EU eine bedeutende Rolle und könnte ein Modell für “Harmonie ohne Uniformität” sein. Um die großen Probleme zu lösen, müsse die EU aber besser funktionieren und stärkere Mechanismen haben.

Fokus auf KI und Klimawandel

Geht das Experiment schief, wäre das ein schreckliches Zeichen für globale Zusammenarbeit. Wie sollen USA und China, Russland und Brasilien kooperieren, wenn es in Europa nicht klappt?, so Harari. Der Historiker, der in seinen Büchern eher düstere Zukunftsaussichten zeichnet, um Menschen zum Handeln zu bringen, traf am Dienstag Journalisten in Wien. Statt sich auf KI oder den Klimawandel zu fokussieren, werde über den Brexit diskutiert, kritisiert er.

Es bestehe die Gefahr, dass die EU zerbricht oder keine wichtigen Entscheidungen mehr treffen kann, warnt Harari. Das liege zum Teil auch an der fehlenden Dankbarkeit der Menschen. Frieden, die größte Errungenschaft der EU, sei für junge Menschen selbstverständlich. Sie würden die Vorteile erst zu schätzen wissen, wenn es zu spät ist, befürchtet er.

Aufregende Zeiten

Wir leben heute in der sichersten, aber volatilsten Zeit, so der Historiker. Die Strukturen des alltäglichen Lebens und der Gesellschaft würden sich durch neue Technologien und den Klimawandel von Grund auf verändern. Eine der Stärken Europas in diesem Zusammenhang sei das gute Sozialsystem. Menschen werden sich künftig ständig neu erfinden und extrem flexibel sein müssen, ist Harari überzeugt. Deshalb brauche es ein starkes Netz, um Menschen aus- und umzubilden und Gewerkschaften, die sich dafür einsetzen.

Im Rennen um KI, “der Industriellen Revolution des 21. Jahrhunderts”, ist Europa hingegen deutlich hinten nach. Das Sagen haben die USA und China, die um die Wette rüsten. Europa sollte hier aufholen und der dritte Player werden, um mehr Balance zu schaffen, und sich für Kooperation einsetzen. “Die EU könnte Künstliche Intelligenz in eine ganz andere Richtung bringen”, so Harari. Europa könne sich die Nachzüglerrolle zunutze machen und etwa Methoden entwickeln, die Menschen vor Künstlicher Intelligenz und Manipulation beschützen. Das sei auch aus ökonomischer Sicht interessant.

Missbrauch von Facebook und Co.

Angesprochen auf Facebook verwies Harari auf den systematischen Missbrauch menschlicher Aufmerksamkeit. Entwickler im Silicon Valley würden zwar einsehen, dass es Akteure gibt, die ihre Systeme missbrauchen. Sie geben aber nicht zu, dass es tiefere, strukturelle Probleme gibt, kritisiert Harari.

(APA/red)

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