Standing Ovations im bis auf den letzten Platz gefüllten Konzerthaus: Mit Applausstürmen bedachte das Wiener Publikum gestern, Dienstag, das Sänger-Staraufgebot, das Liebeslieder von Brahms und Schumann zum Besten gab. Dorothea Röschmann, Angelika Kirchschlager, Ian Bostridge und Thomas Quasthoff – eine Besetzung, wie man sie sich nur wünschen kann. Wirkte die erste Hälfte noch unterprobt und etwas zu leicht genommen, erfüllte das Quartett mit den Neuen Liebesliedern (op. 65) die hohen Erwartungen.
Könnten sie bitte mit dem Husten warten, bis das Stück vorbei ist? Quasthoff verlangte viel vom Konzerthauspublikum, aber er hatte auch viel zu geben. Mit seiner Ausnahmestimme, bis in tiefe Lagen noch hell, und zwei Brahmsliedern eröffnete er den langen Abend. Schumanns Vier Duette (op. 34) gestalteten Röschmann und Bostridge neckisch in raschem Tempo, gut artikuliert.
Herzstücke des Programms waren die beiden Liebeslieder-Walzer-Zyklen von Brahms (op. 52 und 65) für vier Stimmen und Klavier zu vier Händen (Julius Drake und Bengt Forsberg). Beschwingt und mit guter Textverständlichkeit interpretierte das Quartett von Anfang an, zum dichten Zusammenklang fand man erst im Lauf des Abends. Höhepunkte bildeten etwa Weiche Gräser im Revier oder auch das Duett Nein, Geliebter zwischen Röschmann und Bostridge.
Redaktion: Bernhard Degen