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Standing Ovations für Elvis Costello im Wiener Burgtheater

Elvis Costello auf der Bühne im Burgtheater.
Elvis Costello auf der Bühne im Burgtheater. ©APA
In zweieinhalb Stunden spielte Elvis Costello am Samstagabend im ausverkauften Wiener Burgtheater mehr als 30 Songs. Dafür bekam der 60-jährige Singer-Songwriter aus Großbritannien von seinen Fans mehrfach Standing Ovations.
Bilder vom Konzert

Jeder Abend sei bei ihm anders, erzählt er gleich zu Beginn, und stets würde er aus seinem Song-Katalog eine ganz eigene Geschichte spinnen. “Und ich habe mich entschieden, heute in Wien nur über Liebe zu singen”, sagt er und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: “…und über Lügen, Träume, Betrug und Verrücktes. Immerhin habe ich 400 Songs darüber geschrieben.” Costello betont das gerne, angeberisch wirkt das trotzdem nicht. In dunkelblauem Anzug mit Weste, hellem Hut und grünen Socken in violetten Halbschuhen setzt sich der charismatische Musiker mit der markanten Hornbrille auf der simplen Bühne vor einem “ON AIR”-Schild und einer Reihe Gitarren gekonnt in Szene, kaut zwischen Songs schon mal Kaugummi, nur um dann höflich den Hut in Richtung der Logen zu heben.

Elvis Costello beherrschte sein Publikum

Bereits mit dem dritten Song, der mit Ex-Beatle Paul McCartney geschriebenen Ballade “Veronica”, hat Costello sein Publikum in der Hand. Mit kraftvoller Stimme, die ihn bis zum Schluss nicht verlässt, und punktgenauem Gitarrenspiel – mal mit Finger, dann mit Plektrum – nimmt er den Theaterraum für sich ein. Bald rückt er mit dem Mikrofon, das er im Laufe des Abends für die wohl stärksten Momente auch beiseite lässt, weiter nach vorne. “Ich will eure Gesichter sehen”, sagt der Showman Costello, um sein Publikum dann bei “Accidents Will Happen” zum Mitsingen zu animieren, bis es klingt “wie bei den Wiener Sängerknaben”.

Abwechslungsreiches Konzert im Burgtheater

Zwischen akustischer, semi-akustischer und ab und an auch elektrischer Gitarre wechselnd bringt der Ausnahmekünstler dann die gesamte Bandbreite seines Schaffens zwischen Punk, Pop und Jazz zu Gehör: Von der Powerballade “Alison” aus dem ersten Album “My Aim Is True” (1977) und den 21-jährig verfassten Song “Poison Moon”, der als sein Erster im BBC-Regionalradio landete, über die bekanntesten Songs wie “Oliver”s Army” und “She” bis zu neuem Material wie dem ironischen “The Last Year Of My Youth” und einem Bob-Dylan-Song aus den demnächst erscheinenden “New Basement Tapes” fügt sich ein Titel nahtlos an den anderen. “April 5th”, das Costello gemeinsam mit Kris Kristofferson und Rosanne Cash schrieb, bietet er ebenso a cappella dar wie das seinem Großvater gewidmete Lied “Jimmy Standing In The Rain” und den grandiosen Abschlusssong “I Want You”; für das zerbrechliche “Shipbuilding” wiederum wechselt er kurz ans E-Piano; beim kultigen “Watching the Detectives” tobt er sich an Loop-Pedalen aus.

Fans danken mit Standing Ovations

Sonst gern und lang mit Bands wie einst The Attractions in seiner New-Wave-Zeit oder mit The Imposters in den Nullerjahren auf Tour, braucht Costello an diesem Abend nur einen “Special Guest”, wie er sagt: sich selbst. Die andere Rolle, in der er da auf einem Sessel am Bühnenrand sitzend schlüpft, ist die des launigen Geschichtenerzählers. Anekdoten über seine Kindheit mit einem Hippie-Musiker-Vater oder das gemeinsame Künstlerleben mit seiner Ehefrau, der Musikerin Diana Krall, und den gemeinsamen Zwillingssöhnen flankieren Songs, die keinen Zweifel an dem Legenden-Status des Musikers lassen. Ein Samstagabend im Hause Costello-Krall beinhalte normalerweise ein Pokerspiel, Kekse und Brandy, erzählt er, ehe er seiner Familie “Walkin’ Back With My Baby” widmet. Wien ist froh, dass er an diesem Samstagabend andere Pläne hatte – und dankt es ihm im ausschweifenden Zugabeblock mit mehrmaligen Standing Ovations. (APA)

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